Bischofskonferenz in Fulda beendet

Im hessischen Fulda ist heute die Herbstvollversammlung der katholischen Bischöfe zu Ende gegangen. Vier Tage lang haben sie über gesellschaftliche und kirchliche Themen diskutiert. Und wir schauen jetzt mal, was dabei herausgekommen ist.

Neben Reformen und der Zukunft der katholischen Kirche in Deutschland beschäftigt die Bischöfe vor allem der Krieg im Nahen Osten. Sie verurteilen die Angriffe der radikalislamischen Hamas auf Israel, weisen aber auch auf das Leid der Menschen im Gazastreifen hin, darunter auch rund 1.000 Christen.
Die Bischöfe fordern eine sofortige Waffenruhe sowie die Freilassung der israelischen Geiseln. Und sie machen sich für eine Zwei-Staaten-Lösung stark, dafür sollten die internationale Gemeinschaft und die deutsche Bundesregierung den Druck auf die israelische Regierung erhöhen. Für den Vorsitzenden der Bischofskonferenz, den Limburger Bischof Georg Bätzing, muss vor allem die humanitäre Hilfe im Vordergrund stehen.
Georg Bätzing, Vorsitzender Deutsche Bischofskonferenz
„Wir müssen hier helfen, wir müssen hier unterstützen. Die Menschen müssen menschenwürdig leben können und können es im Gazastreifen momentan wirklich nicht. Es ist ein Drama.“
Sorgen bereiten den Bischöfen aber auch die zunehmenden Kirchenaustritte. Allein im vergangenen Jahr haben in Deutschland über 400.000 Menschen der katholischen Kirche den Rücken gekehrt, noch in diesem Jahr könnten ihr weniger als 20 Millionen angehören. Die Austritte und die damit sinkenden Kirchensteuereinnahmen belasten auch zunehmend die Finanzen.
Beate Gilles, Generalsekretärin Deutsche Bischofskonferenz
„Der Druck ist jetzt in den letzten zwölf Monaten nochmal deutlich gestiegen. Wir müssen jetzt nicht nur schöne Ideen entwickeln, sondern eben auch direkt die realistischen Möglichkeiten daneben legen.“
Um die katholische Kirche in Deutschland zukunftsfähig zu machen, setzt die Bischofskonferenz auf etwas mehr Gleichberechtigung: Frauen sollen zum Diakonat zugelassen werden, also zumindest Hochzeiten und Beerdigungen abhalten dürfen. Das ist neben dem Priesteramt bislang ausschließlich Männern vorbehalten. Die deutschen Bischöfe hoffen, für die Reformen grünes Licht vom Vatikan zu erhalten, der das Vorhaben bislang aber strikt ablehnt.
Im Oktober findet in Rom die Weltsynode statt, Frauen aus Deutschland sind dort allerdings nicht eingeladen.
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Maike Dickhaus, Moderatorin:
Es sind also große Pläne, die die deutschen Bischöfe für die katholische Kirche haben. Und darüber spreche ich jetzt mit dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Limburger Bischof, Georg Bätzing. Guten Abend!
Georg Bätzing, Vorsitzender Deutsche Bischofskonferenz:
Guten Abend, ich grüße Sie.
Dickhaus:
Herr Bätzing, es sind große Veränderungen, die Sie anstreben. Beispielsweise wollen Sie die Rolle der Frauen in der katholischen Kirche stärken und sie zu Diakoninnen weihen. Solche Reformpläne sind bislang immer an Papst Franziskus gescheitert. Wieso haben Sie denn Hoffnung, dass das diesmal anders ausgeht?
Bätzing:
Nicht ich will das, sondern die Weltsynode fordert es und hat es in einem gesamten Prozess, der seit 2021 läuft und jetzt zu einem ersten Abschluss kommt, immer wieder gefordert, zu sagen: Frauen müssen auf allen Ebenen partizipieren können an Entscheidungen und Beratungen in der katholischen Kirche. Sie sind gleichberechtigt, sie haben gleiche Würde wie die Männer und sie müssen integriert werden. Das ist eine Forderung, die sich seit Jahren stellt und von der ich hoffe, dass Frauen, die erstmals Teilnehmer einer Synode sein können, auch selber so formulieren.
Dickhaus:
Diese Reformen wollen und müssen Sie auch anstreben, um die Zahl der massiven Kirchenaustritte in Deutschland zu stoppen. Abgesehen davon, was muss denn noch passieren, um diesen Trend zu aufzuhalten?
Bätzing:
Es ist ein Megatrend, den wir teilen mit politischen Institutionen, mit Parteien, mit Gewerkschaften, mit Verbänden, mit Vereinen. Wir sind nicht die Einzigen, die unter Bindungsproblemen leiden, aber wir leiden erheblich darunter. Keine dieser Veränderungen wird eine Trendumkehr bringen. So realistisch bin ich und das sage ich immer wieder. Denn das Entscheidende ist ja: Glauben Menschen aus ihrem Herzen heraus an einen Gott und führt dieser Glaube sie in eine Gemeinschaft, die wir Kirche nennen? Das ist die entscheidende Frage. Ich glaube nur, wenn wir nicht reformieren, das, was reformierbar ist an der katholischen Kirche, wird die Krise sich verschärfen.
Dickhaus:
Immer weniger Kirchenmitglieder, das heißt auch immer weniger Kirchensteuer und damit weniger Geld. Wenn sich dieser Trend so fortsetzt, geraten sie dann nicht auch in finanzielle Schwierigkeiten?
Bätzing:
Die finanziellen Probleme zeichnen sich ja derzeit erheblich ab. Wenn Sie schauen, wie viele Gebäude wir mittlerweile bereits abgeben mussten, wie viele Kirchen schließen mussten, nicht nur aus finanziellen Gesichtspunkten heraus, sondern natürlich auch, weil die Nutzung nicht mehr eine volle Auslastung bietet. Diese Frage der finanziellen Situation bringt uns in erheblichen Veränderungsdruck. Ich glaube aber, das ist nicht nur eine negative oder schwierige Aufgabe, sondern es wird sich zeigen, dass wir weniger werden, dass wir leichter werden mit viel weniger Gepäck – Immobilien bedeuten auch immer eine Last – und dass wir auf diese Weise unter Umständen auch noch mal agiler werden, in der Nähe der Menschen zu sein, da, wo sie leben, da, wo sie sich interessieren, da, wo sie sich engagieren und da das Evangelium verkünden können.
Dickhaus:
Das sagt der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz Georg Bätzing über die Reformpläne in der katholischen Kirche. Vielen Dank für das Gespräch!
Bätzing:
Ich danke Ihnen.