BioNTech baut mobile Impfstofflabore in Marburg

Es ist hoher Besuch der heute zum Pharma-Unternehmen BioNTech nach Marburg gekommen ist. Präsidenten mehrerer afrikanischer Staaten, der Präsident der Weltgesundheitsorganisation und Bundesentwicklungshilfeministerin Svenja Schulze. In Marburg warten revolutionäre Pläne auf sie, denn der Pharmakonzern BioNTech aus Mainz will künftig auch in Afrika Impfstoff herstellen – und zwar in Containern.

Um diese – auf den ersten Blick – unscheinbaren grauen Überseecontainer geht es. Mit ganz viel Hightech vollgepackt, sollen sie künftig für die Impfstoffproduktion in Afrika sorgen. Zwölf dieser Container bilden eine vorgefertigte kleine Fabrik, die sogenannten „BioNTainer“.
Prof. Uğur Şahin, Vorstandvorsitzender BioNTech
„Die Innovation, die wir entwickelt haben, folgt dem elementarsten Prinzip, komplexe Vorgänge zu reduzieren, indem wir die Fertigungseinheiten in Modulen kopieren, indem wir den Herstellungsprozess kopieren und ihn woanders hin transferieren.“
So ließe sich in einer absolut keim- und staubfreien Umgebung der mRNA-Impfstoff herstellen, den das Mainzer Pharmaunternehmen BioNTech mit seinem US-Partner Pfizer entwickelt hat.
Die afrikanischen Staatspräsidenten bekunden heute in Marburg ihr großes Interesse an diesem Projekt.
Paul Kagame, Präsident von Ruanda
„Das sind Investitionen, die uns unterstützen, die Kapazitäten zu schaffen, um in der Lage zu sein, Impfstoff von Anfang bis Ende selbst herzustellen. Das betrifft die Impfstoffe und andere pharmazeutische Produkte, die generell wichtig für unseren Kontinent sind und dort nie produziert wurden.“
Doch es gibt auch Kritik. Vor dem Werk in Marburg versammeln sich einige Demonstranten der Organisation „One“ und fordern von BioNTech, seine Lizenzen freizugeben.
Auch im Werk wissen die Anwesenden, dass bereits viel wertvolle Zeit verstrichen ist. Immerhin befinden wir uns bereits im dritten Jahr der Pandemie – und die Impfquote in Afrika liegt bei gerade Mal rund 10 Prozent.
Tedros Adhanom Ghebreyesus, Präsident Weltgesundheitsorganisation
„Die Tragik ist natürlich auch, dass Millionen Menschen bereits geimpft sind, dafür aber Millionen andere zurückgelassen wurden. Das ist nicht akzeptabel. Und 116 Länder werden das 70%-Ziel nicht erreichen, das wir uns selbst für die Mitte dieses Jahres gesetzt haben.“
Svenja Schulze, SPD, Bundesentwicklungshilfeministerin
„Aktuell ist nur 1% des Impfstoffes, der in Afrika verteilt worden ist, auch dort produziert worden. Das ist weder viel noch nachhaltig. Heute machen wir einen großen Schritt aus dieser Statistik heraus und ändern sie.“
Ein Schritt in die richtige Richtung also. Noch in diesem Jahr könnte laut BioNTech die erste Produktionsanlage in Afrika stehen, die dann Ende 2023 in Betrieb gehen könnte.
Jedoch gilt es bis dahin noch zahlreiche Hürden zu nehmen. Die technischen Voraussetzungen in den afrikanischen Ländern müssen erst geschaffen werden. Dann fehlen noch Genehmigungen und auch eine Überwachung vor Ort. Wie viele Anlagen aufgebaut werden, hänge außerdem von der Finanzierung ab. BioNTech stellt die Containerfabriken, bei der Erschließung vor Ort solle die EU den afrikanischen Ländern helfen.