Bilanz der Weinlese

Der Weinjahrgang 2022 geht in den Schlussspurt. Und das im wahrsten Sinne des Wortes, denn nach dem extrem trockenen Sommer, kam im September der große Regen. Die Winzer müssen sich beeilen, damit die Trauben nicht faul werden. Und das bedeutet: früh aufstehen.

Seit halb sechs am Morgen ist der Vollernter unterwegs. Die Winzer haben bei der Ernte den Turbo eingeschaltet. Auch hier im rheinhessischen Zornheim werden die Trauben im Akkord von den Reben geschüttelt. 45 Hektar Rebfläche bewirtschaften Julia Schittler und ihre Familie. Seit dem 2. September dreht sich hier alles um die Weinlese.
Julia Schittler, Winzerin
„Es lief auch wirklich die letzten zehn – 14 Tage sehr gut. Nur dann kam auf einmal der Regen, wir mussten dann auch eine Lesepause machen und somit haben wir gemerkt, dass es doch jetzt nicht so einfach der Jahrgang ist.“
Trotz extremer Trockenheit, Regen und sogar Hagel: Hier am Zornheimer Berg sehen die Chardonnay-Trauben sehr gut aus. Und auch der Zuckergehalt stimmt.
Julia Schittler, Winzerin
„Oh, Wahnsinn, 95 Grad Oechsle!“
Noch süßer sollten die Trauben nicht werden, deshalb wird jetzt schnell gelesen. Auch ein paar Weinberge weiter sind die Erntehelfer bei der Chardonnay-Ernte. Hier allerdings mit der Hand. Diesen Reben hat das Wetter mehr zu schaffen gemacht. Es muss selektiert werden.
Julia Schittler, Winzerin
„Da sieht man schon, dass die Träubchen sich langsam durch den Regen die letzte Zeit abdrücken und Fäulnis bekommen. Deshalb sind wir heute hier am Chardonnay-Weinberg am rauslesen mit der Hand und gucken halt wirklich, das zu 100 Prozent nur gesundes Lesegut nachhause kommt. Deswegen schneiden wir jetzt alle faulen Träubchen raus.“
Die kühlen Nächte in dieser Woche bremsen die Fäulnis.
Mehr als 60 Prozent der Weinberge sind hier in Zornheim abgeerntet. Nicht nur in Rheinhessen, auch in den anderen Weinbaugebieten, ist die Ernte schon weit fortgeschritten.
Ernst Büscher, Deutsches Weininstitut
„Was bis jetzt reingeholt wurde, das hatte gute Mengen, gute Qualitäten. Die Aromen stimmen, wir sehen jetzt, für den 2022 sieht es richtig gut aus.“
Allerdings müssen die Winzer jetzt richtig viel Gas geben. Kommende Woche soll es wieder regnen, dann könnten die Trauben platzen und auch Schimmel und Fäulnis könnten sich ausbreiten. Aber trotzdem:
Julia Schittler, Winzerin
„Auf jeden Fall viel einfacher und besser als der letzte Jahrgang.“
Die geernteten Chardonnay-Trauben werden jetzt ausgepresst. Im Weinkeller der Familie Schittler entsteht bereits der erste Wein des Jahrgangs 2022.