Biber-Ärger in Reinheim

Biber besitzen eine unglaubliche Beißkraft. Das ermöglicht ihnen den Bau von stattlichen Dämmen. Und das freut bei Weitem nicht jeden, vor allem dann nicht, wenn es in Wohngebieten zu Überflutungen und Schäden kommt, wie im südhessischen Reinheim.

Ein vollgelaufener Keller. Für Hausbesitzer Klaus-Peter Hausding ist dieser Albtraum wahrgeworden. Jeden Morgen muss der Rentner erstmal mit Schippe und Eimer bewaffnet Wasser abschöpfen. Der schmutzige Fußboden ist noch das kleinste Problem. Vor allem sorgt sich der Reinheimer um seine gerade erst erneuerte Heizungsanlage. Wird die beschädigt, könnten nochmal Tausende Euro fällig werden. Langsam saugt sich das Wasser schon die Wände empor, neben Schimmel und Rissen ist weiterer Schaden nicht ausgeschlossen.
Klaus-Peter Hausding, Biber-Nachbar
„Und wenn Gebäudeschäden entstehen durch den erhöhten Grundwasserstand – dann weiß ich, das ist unkalkulierbar. Dann entstehen Risse und Gott weiß was, habe ich alles schon mitgemacht.“
Der Verursacher lauert direkt nebenan im Hirschbach. Dort hat sich ein Biber wie dieses Exemplar einen Damm gebaut, zeigen will er sich vor unserer Kamera nicht. Eigentlich ist der Hirschbach ein kleines Rinnsal, nun müsste er eher Hirschsee heißen. Denn durch den kleinen Baumeister ist der Wasserspiegel um zwei Meter angestiegen. Immer mehr nähert sich das Ufer dem angrenzenden Fußweg, der regelmäßig von Familien genutzt wird. Die Stadt Reinheim ist alarmiert.
Grit Schieck, Sprecherin Stadt Reinheim
„Die größten Bedenken, die wir hier haben, dass beispielsweise ein Kind zum Wasser hingeht und dann reinfällt. Weil es halt einfach nicht abgesperrt werden kann. Weil es einfach ein viel zu großer Bereich ist, der abgesperrt werden müsste.“
Eine weitere Gefahr: Der kleine Nager hat bereits einen ganzen Baum gefällt, verletzt wurde zum Glück niemand. Doch der Biber hat schon die nächsten Stämme ins Visier genommen. Unternehmen darf die Stadt nur wenig: Sie hat ein Abflussrohr installiert, das aber immer wieder verstopft wird. Und der Biber hat sich einfach ein zweites Zuhause gebaut. Gärtnermeister Thomas Thierolf versucht, den Staudamm ein paar Zentimeter abzusenken. Doch das Vorhaben gleicht einem Katz-und-Maus-Spiel.
Thomas Thierolf, Gärtnermeister
„Was wir gar nicht machen dürfen, ist, den Lebensraum zerstören. Das heißt, einen Damm komplett wegnehmen, den Biber vergrämen oder dergleichen. Dafür steht er zu sehr unter Artenschutz, das ist streng reglementiert.“
Die Stadt Reinheim verweist auf das Regierungspräsidium Darmstadt, die Verwaltungsbehörde wiederum auf geltendes Naturschutzgesetzt. Einen Biber umzusiedeln, sei nur in absoluten Ausnahmefällen möglich. In anderen Bundesländern geht allerdings mehr: In Rheinland-Pfalz dürfen Elektrozäune eingesetzt werden, in Bayern wurde jüngst gar der Abschuss von Bibern erlaubt. Dort ist die Biberpopulation allerdings auch siebenmal so hoch wie in Hessen.
Am Hirschbach soll nun zumindest ein weiteres Abflussrohr eingesetzt werden, um den Wasserspiegel zu senken. Doch das ist Klaus-Peter Hausding zu wenig gegen das Biberproblem.
Klaus-Peter Hausding, Biber-Nachbar
„Wenn jetzt hier wieder ein Rohr eingebaut wird, dann nimmt der den nächsten Abschnitt in Angriff und baut einen dritten Damm. Also so wird man das Ding nicht lösen können.“
Seit 40 Jahren wohnt der Rentner bereits am Hirschbach, nun fühlt er sich von den Behörden regelrecht im Stich gelassen. Auch seine Nachbarn sind besorgt, dass ihnen bald die Keller volllaufen. Dem Nager dürfte das egal sein: Er baut weiter fleißig an seinen Biberburgen.