Bericht über Missbrauchsfälle im Bistum Trier

In Trier ist heute ein weiterer Zwischenbericht zum sexuellen Missbrauch im Bistum vorgestellt worden. Historiker der Uni Trier nahmen diesmal Fälle in den Fokus, die sich in der Amtszeit des früheren Trierer Bischofs Hermann-Josef Spital ereignet haben. Also von 1981 bis zum Jahr 2001.

49 Täter, 194 Betroffene. Es ist eine erschreckende Anzahl von Fällen sexuellen Missbrauchs, die sich in der 20-jährigen Amtszeit von Bischof Spital ereignet haben. Spital war von 1981 bis 2001 Bischof von Trier, setzte sich für Arbeitslose und die Friedensbewegung ein. Doch der verstorbene Bischof soll auch Fälle von sexuellem Missbrauch in der katholischen Kirche bagatellisiert haben. Zu seiner Zeit sollen Bistumsverantwortliche von einem Verdacht gegen 20 der 49 beschuldigten Kleriker gewusst haben. Unter anderem gegen den Koblenzer Priester Claus Weber. Dieser hatte über Jahrzehnte Minderjährige sexuell missbraucht. Doch statt die Fälle zur Anzeige zu bringen oder kirchenrechtliche Sanktionen zu verhängen soll die Bistumsleitung einige Priester einfach in andere Gemeinden oder gar Länder versetzt haben, heißt es im Zwischenbericht, der heute in Trier vorgestellt wurde.
Lutz Raphael, Studienleiter Missbrauchsstudie Trier
„Und in einem Fall hat er zum Beispiel dem Bistum München nicht berichtet, dass der Priester, der da hin wechselte sozusagen ein Missbrauchstäter war, weil er davon überzeugt war, dass der nach langer psychotherapeutischer Arbeit an sich jetzt dieses Problem, Täter zu werden, überwunden hatte.“
Oft hätten die Täter auch nach Bekanntwerden der Fälle in ihren Funktionen Kontakt zu Kindern und Jugendlichen gehabt. Eine gezielte Vertuschung durch den Bischof gab es zwar nicht aber auch keine kirchenrechtliche Sanktionen. Es sei vor allem darum gegangen den Ruf und das Ansehen der Kirche zu schützen, sagen die Historiker. Insgesamt sei die Zahl der Beschuldigten gegenüber der Ära von Bischof Bernhard Stein zwar zurückgegangen. Allerdings gab es mehr Intensivtäter; also Kleriker, die zehn oder mehr Kinder missbraucht haben.
Lena Haase, Mitarbeiterin Missbrauchsstudie Trier
„Alle Intensivtäter, die zeitgenössisch dem Bistum bekannt waren, da hat man Kosequenzen gezogen. Also die sind entweder einer psychotherapeutischer Behandlung auferlegt worden. Die sind versetzt worden, leider. Oder eben auch strafrechtlich ja verurteilt worden. Für die sogenannten Einmal- und Gelegenheitstäter hingegen gab es häufig auch keine Konsequenz. Da hat man das mehr oder minder zur Kenntnis genommen.“
Die meisten Opfer in der Amtszeit von Spital waren männlich, rund 20 Prozent Mädchen. Noch heute leiden viele an den Folgen des sexuellen Missbrauchs, der für manche Betroffene über Jahre erfolgte.
Lena Haase, Mitarbeiterin Missbrauchsstudie Trier
„Wenn sie fragen, was hat das Bistum für die Opfer getan, dann muss man sagen: Nichts. Also eine wirkliche Fürsorge oder Seelsorge, Anerkennung einfach auch des Leides, das die erfahren mussten, hat es nicht gegeben.“
Auch juristisch seien viele Fälle damals nur milde bestraft worden. Der heute vorgestellte Bericht ist nicht das Ende der Aufarbeitung von sexuellem Missbrauch im Bistum Trier. Als nächstes wollen die Historiker die Amtszeiten der Trierer Bischöfe Reinhard Marx und Stephan Ackermann aufarbeiten.