Beratung im Ahrtal

Schon über neun Monate ist die Flut-Katastrophe im Ahrtal her. Dabei haben 134 Menschen ihr Leben verloren, mehr als 9.000 Gebäude wurden zerstört. Seit Monaten geht der Wiederaufbau voran, doch die Hilfen von Bund und Land werden nur schleppend angenommen. Es wurden erst 2.200 Anträge für die Wiederaufbau-Hilfe gestellt. Im Rahmen des Pilot-Projekts „Aufsuchende Beratung“ laufen nun Helfer durch das Ahrtal, um auf die Angebote Aufmerksam zu machen. Wir haben sie dabei in Altenahr begleitet.

Rolf Kelzenberg: „Hallo, guten Morgen. Hast du mal ein paar Minuten für uns?“
Zuhören, fragen und helfen. Rolf Kelzenberg und Daniel Jeske beginnen ihre Tour heute bei Stefanie Nelles im Haus Caspari. Bei der Flutkatastrophe letzten Sommer stand das Haus komplett unter Wasser. Sie erzählt, dass sie gerade an einem neuen Konzept für ihr Gasthaus arbeitet. Erst dann kann sie die Hilfsgelder beantragen. Obwohl sie gerade keine Unterstützung von den Helfern braucht, freut sie sich trotzdem über den Besuch.
Stefanie Nelles, Inhaberin Haus Caspari: „Man fühlt sich ja schon manchmal so ein bisschen allein gelassen. Jetzt nicht, dass man unbedingt allein gelassen wird aber man steht halt hier vor so einer Mammutaufgabe und das ist so, man sieht den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr, weil man nicht mehr weiß. Und wenn dann einer kommt und einen dann so ein bisschen in die richtige Richtung schubst ist dann auch ganz nett.“
Seit einer Woche sind die Berater in Altenahr unterwegs und haben schon hunderte Gespräche geführt. Dabei wollen sie auch erfahren wo es beim Wiederaufbau noch hakt.
Missy Motown, Geschäftsführerin Helfer-Stab: „Und so ist die Idee relativ schnell entstanden eigentlich, da mal ganzheitlich auf die Menschen zuzugehen. Was sind eigentlich deren Sorgen, Ängste und Nöte. Und an welchen Bereichen können wir hilfreich sein.“
So drehen sich die Gespräche nicht nur um Anträge und Formulare. Rudi Götz ist teilweise über eine Stunde bei den einzelnen Betroffenen, um über alles zu reden was die Flutopfer bewegt. Er und sein Partner Benjamin Kruska treffen einige, die sich bisher noch nicht um die Hilfen kümmern konnten.
Rudi Götz, Freiwilliger beim Helfer-Stab: „Das hat oft gar nichts mit der Frage der Mobilität zu tun, sondern mit der Situation in der sich die Menschen befinden. Mit all ihren Sorgen und Nöten. Und wir haben auch gestern wieder Menschen getroffen, die auch psychologische Betreuung brauchen. Auch hier können wir zumindest Informationen geben, wo bekommt ihr die, wo könnt ihr hin gehen mit euren Sorgen und Nöten.“
Sie treffen heute auch Sven Retzmann. Die Flut hat seine Autowerkstatt getroffen und einen Schaden von 300 000 Euro verursacht. Bisher hat er sich aber keine Hilfe geholt. Die beiden Helfer hören ihm zu und beraten ihn. Mit Erfolg.
Sven Retzmann, Inhaber Auto Schmitz: „Also ich werde auf jeden Fall durch die zwei Herren auch mal runter zur ISB gehen, jetzt heute nicht, das werde ich nicht schaffen. Aber mal anfragen, weil ich hab auch ehrlich am Anfang gedacht oder bis jetzt gedacht, das ist nicht nur für die Leute ist, die nicht versichert sind. Kam vielleicht auch falsch irgendwie rüber, hat man nicht ganz verstanden.“
Auch in den nächsten Tagen werden die Berater durch Altenahr gehen und ihre Hilfe anbieten. Wenn das Pilotprojekt erfolgreich ist, könnte es auch auf das ganze Ahrtal ausgeweitet werden. Damit die Berater noch mehr Menschen zuhören, fragen und helfen können.