Bedeutende Römerfunde auf Baufeld
In der Mainzer Oberstadt wird derzeit ein neues Zentrum für Krebsforschung gebaut. Echte High-Tech-Wissenschaft soll hier neben der Unimedizin einziehen. Bei den Bauarbeiten ist man auf spektakuläre, archäologische Ausgrabungsstücke aus der Römerzeit gestoßen. Glücksfunde wie dieser hier.
Ausgerichtet auf eine Grabkammer finden die Archäologen diese Grabsäule. Nur 50 Zentimeter unter der Erde und vermutlich aus dem ersten Jahrhundert nach Christus. Wer da genau begraben wurde, müssen sie noch herausfinden, doch schon jetzt ist der Fund eine Sensation.
Ulrich Himmelmann, stellvertretender Landesarchäologe
„Die Römer haben grundsätzlich ihre Gräberfelder außerhalb der Siedlungen angelegt. Und es ist einfach sehr außergewöhnlich, Bestattungen in römischen Städten zu haben. Das hat man immer mal wieder, aber das sind dann besondere Ausnahmen, die dann zu erklären und zu interpretieren sind.“
Seit einem Jahr graben die Archäologen Münzen, Haushaltsgegenstände oder Prägestempel aus. Schon hunderte Kisten sind voll. Die Ausgrabung findet in einem ehemaligen Vorort eines römischen Legionslagers statt. An dem waren 12.000 Soldaten stationiert.
Ulrich Himmelmann, stellvertretender Landesarchäologe
„Und die brauchen eine Menge Logistik, eine Menge Lager, eine Menge Versorgung, Handwerker. Menschen, die für die alles Mögliche machen, produzieren, herstellen. Aber die brauchen auch Unterhaltung und wollen vielleicht mal ein Bier trinken gehen. Und alles das bildet sich da eben außen rum. Und in dem Teil der Stadt sind wir eben hier.“
Im Mittelalter wurde die Fläche nicht genutzt. Deshalb findet man unter der Erde direkt Bauten aus der Römerzeit. Die Römer selbst haben über viele Jahrzehnte hinweg – wie auch wir heute – Gebäude wieder abgerissen, neu hochgezogen oder Straßen verlegt.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Dass man sich vorstellen kann, wie hier eine Siedlung vor 2.000 Jahren aussah. Und vor allen Dingen, es gibt uns auch ein Gefühl dafür, dass diese Siedlung eine sehr fortschrittliche Siedlung war, wenn wir an Wasserversorgung denken, an Infrastruktur.“
Heute baut die Forschungseinrichtung TRON ein neues Gebäude auf der Fläche. Über 175 Millionen Euro wird es kosten. In der geschichtsträchtigen Stadt Mainz hat man sich aber vorab auf Verzögerungen eingestellt.
Michael Ludorf, Kaufmännischer Geschäftsführer TRON
„Wir haben mit Funden gerechnet. Dass es so viele sind, damit nicht. Wir versuchen durch einen kontinuierlichen Prozess in der Bauablaufoptimierung, die zeitlichen Verzüge, die wir einfach nun mal haben, zu kompensieren.“
Bedeutet für die Archäologen: Arbeiten auf Hochtouren. Doch das ist nicht immer ganz einfach.
Ulrich Himmelmann, stellvertretender Landesarchäologe
„Dinge, die an sich immobil sind, wie Mauern, die dokumentieren wir, sodass es dann genaue dreidimensionale Aufmessungen davon gibt, sodass man mit den Daten arbeiten kann. Und dann werden die kontrolliert abgebaut.“