Baustelle zerreißt Frankfurter Stadtteil

Es ist eines der größten Bauprojekte im hessischen Nahverkehr: Zwischen Frankfurt und Bad Vilbel bekommt die S-Bahn auf 13 Kilometern eigene Gleise, damit sich Regional- und Fernverkehr nicht mehr in die Quere kommen. Doch die Mega-Baustelle hat eine Kehrseite: In Frankfurt werden ganze Stadtteile zerschnitten, nach Übergängen muss man lange suchen.

Ein Schilderwald in Frankfurt-Eschersheim, Verbote für Fußgänger und Radfahrer, wohin das Auge blickt. Die Bahnbaustelle zerschneidet den Stadtteil in zwei Hälften. Wo man früher bequem unter den Gleisen durchkonnte, herrscht nun Sperrgebiet. Die Anwohner müssen große Umwege in Kauf nehmen. Zwar wurde am nördlichsten Zipfel des Stadtteils eine provisorische Brücke hochgezogen, doch die kann nur zu Fuß überquert werden. Die Eschersheimer sind genervt.
Michael Grammer, Anwohner
„Die Brücke sollte eigentlich schon Ende letzten Jahres in Betrieb genommen werden, das hat jetzt bis vor die Sommerferien gedauert, und so weiter. Das ist ein logistisches Problem, eine Herausforderung jetzt für die Leute, von A nach B zu kommen. Also Leute mit Rollatoren, ältere Leute, Gehbehinderte haben ein richtiges Problem.“
Gleich vier ebenerdige Bahnübergänge in Frankfurt-Eschersheim sind wegen der Bauarbeiten gesperrt, barrierefrei kann die Bahnlinie einzig über die zentrale Maybachbrücke überquert werden. Dort drängt sich nun der Radverkehr entlang. Die vielen Sperrungen sorgen auch in der Eschersheimer Ortspolitik für Unmut.
Christiane Weindel. SPD, Ortsbeirat Eschersheim
„Der Stadtteil Eschersheim ist dadurch auch getrennt. Kinder kommen nicht mehr auf den Spielplatz. Die Wege sind unzumutbar weit geworden. Auch Schulwege und auch Kindergartenwege.“
Im Frühsommer noch präsentiert Hessens Verkehrsminister Tarek Al-Wazir gemeinsam mit der Deutschen Bahn stolz den Fortschritt beim Megaprojekt. Durch den Ausbau auf vier Gleise soll sich die Fahrtzeit zwischen Frankfurt und Bad Vilbel verkürzen und die S-Bahn somit attraktiver für Pendler machen. Angesichts der aufgebrachten Anwohner verweist die Deutsche Bahn auf Nachfrage von 17:30 Sat.1 Live lediglich auf geplante Übergänge.
Deutsche Bahn AG
„Insgesamt entstehen bis Ende 2023 zwischen Frankfurt West und Bad Vilbel […] acht neue Eisenbahn-, Straßen-, Geh- und Radwegüberführungen sowie 19 Kilometer Schallschutzwände.“
In Frankfurt-Eschersheim ist allerdings nur ein neuer Übergang geplant. Und die bisherigen Unterführungen sollen mindestens bis Mitte 2023 gesperrt bleiben. Die Menschen in Eschersheim müssen sich wohl noch länger auf große Umwege einstellen.