Baukosten steigen weiter

Bauen, bauen und nochmals bauen: Diese Forderung aus der Politik und an die Politik ist inzwischen wohl schon so alt wie manch ein Altbau. Denn es fehlt an bezahlbarem Wohnraum – vor allem in den Städten. Auch die neue Bundesregierung hat Großes vor: 400.000 neue Wohnungen sollen künftig Jahr für Jahr gebaut werden – so steht es im Koalitionsvertrag. Doch in der Realität hat die Sache einen Haken: Denn nicht nur die Grundstückspreise, sondern auch die Baukosten schießen immer weiter in die Höhe.

Es geht voran auf dieser Baustelle in Frankfurt-Sachsenhausen: Gerade mal vier Monate hat es gedauert vom ersten Stein bis zum fertigen Rohbau. Kosten: Rund 600.000 Euro. Glück gehabt, sagt Bauunternehmer Thomas Reimann, denn für den gleichen Auftrag hätte der Bauherr heute, nur wenige Monate später, rund 100.000 Euro mehr auf den Tisch legen müssen.
Thomas Reimann, Bauunternehmer ALEA Hoch-und Industriebau AG
„Bauen wird teurer. Gerade für den privaten Endverbraucher bedeutet das, dass er das Haus, die Wohnung, die er bauen, die er erwerben möchte, für einen deutlich höheren Preis bauen wird, als das vielleicht noch vor einem Jahr der Fall war. Ich persönlich erwarte Preissteigerungen innerhalb der nächsten zwölf Monate von mindestens 12%.“
Hauptgrund: Die galoppierende Inflation, die sich in der Baubranche noch viel stärker bemerkbar macht als in anderen Lebensbereichen – vor allem wegen der steigenden Materialkosten. Stahl, Holz, Dämmstoffe – all das ist aufgrund von Lieferengpässen im Zusammenhang mit der Corona-Krise zurzeit entweder gar nicht oder nur für viel Geld zu bekommen.
Manchmal fehlt es selbst an den einfachsten Dingen. Wie etwa an solchen Plastikrohren, auf die ein Bauunternehmer bis zu sechs Monate warten muss. Und doch seien die steigenden Preise auf dem Weltmarkt nicht das einzige, was Häuslebauern zu schaffen mache, denn ein Großteil der Probleme sei letztlich hausgemacht. Sagt Bauunternehmer Reimann, der auch Vizepräsident der Vereinigung hessischer Unternehmerverbände ist.
Thomas Reimann, Vizepräsident Vereinigung hessischer Unternehmerverbände (VhU)
„Wir werden ja auch im Preis getrieben durch die Klimaziele. Hier kann ich der Regierung nur empfehlen, dass wir uns nicht selbst überholen wollen, was Klima anbelangt. Denn mit jeder Verschärfung in dem Bereich, was Vorschriften und Gesetze im Bauen anbelangt, wird Bauen noch teurer. Der Preis würde noch weiter getrieben werden. Und der Wunsch, bezahlbaren Wohnraum dann zu schaffen, der wird ad absurdum geführt.“
Was der Bauunternehmer dagegen ausdrücklich begrüßt: Dass es mit der neuen Bundesregierung zum ersten Mal seit 1998 wieder ein eigenes Bauministerium gibt. Die geforderten 400.000 Wohnungen im Jahr zu bauen – das sei unter den derzeitigen Umständen aber so gut wie unmöglich. Dafür brauche es eine Gesetzesreform, um den Auflagen-Dschungel zu lichten – und Bauunternehmern wie Bauherren das Leben auf Dauer wieder ein bisschen leichter zu machen.