Ball des Sports in Frankfurt

Am Wochenende war es wieder soweit: Das Who‘s Who der deutschen Sport-Elite hat sich auf dem 52. Ball des Sports getroffen. Die Sportler haben den den Trainigsanzug gegen Kleid oder Smoking getauscht und dann ging es ab auf den roten Teppich. Und dieser lag – nach 16 Jahren – wieder in Frankfurt. Dort war die Freude groß.

So groß, dass so manche ihre Garderobe ganz im Frankfurter-Stil gehalten haben. Die letzten Jahre fand der Ball in Wiesbaden statt. Jetzt heißt es also bis mindestens 2027:
Kristina Vogel, ehemalige Bahnradsportlerin: „Ich hoffe nicht mehr und nicht weniger, als dass hier geprotzt wird. Also hier muss geprotzt werden, ne.“
Frankfurt, Wiesbaden – auch der Ministerpräsidenten denkt sich: „Hauptsache …
Boris Rhein, CDU, Ministerpräsident Hessen
„… Hessen. Als Frankfurter Bub freut es mich natürlich, dass der Ball des Sports in Frankfurt ist. Die Frankfurter sind feierfreudig. Die Frankfurter sind weltoffen. Und sie haben die Eintracht. Und das ist eine runde Sache insoweit. Aber er passt eben gut in unser Land und deswegen freue ich mich.“
Eine Freude auch für seinen Vorgänger, der dem Abend in diesem Jahr sehr entspannt entgegen blicken kann.
Volker Bouffier, CDU, ehemaliger Ministerpräsident Hessen
„Ich bin ein bisschen freier, ja. Ich müsste nämlich eigentlich schon seit einer halben Stunde einen Empfang geben, zu dem wir jetzt locker hingehen und sagen ‚Hallo‘. Auch schön.“
Neben Blitzlichtgewitter auf dem Roten Teppich und blitzschnellen Bewegungen im Festsaal ist der Ball des Sports, das europaweit größte Charity-Event im Sportbereich, vor allem für eines gut: Spendengelder sammeln für neue Talente.
Oliver Zeidler, Ruderweltmeister
„Man trifft hier ja einerseits die Athleten und andererseits die Unterstützer der Sporthilfe, die die Athletenförderung hier in Deutschland ja eigentlich erst möglich machen.“
Michael Groß, mehrfacher Schwimm-Olympiasieger
„Es sind ganz, ganz wenige Profis, die davon leben können. Und insbesondere wenn man jung ist, das war bei mir genau so, ist diese Unterstützung der Sporthilfe mit ein paar hundert Euro im Monat, genau der Unterschied, ob man mit dem Sport weitermacht oder es sein lässt.“
Nancy Faser, SPD, Bundessportministerin
„Für uns ist es wichtig, dass die Athletinnen und Athleten dort vorkommen und gewürdigt werden. Sie leisten Großartiges und dafür ist der Ball des Sports ein wunderbarer Abend.“
Für viele ist es aber auch deswegen ein besonderer Abend, um Bekannte und Freunde wieder zu sehen – und das über verschiedene Sportarten hinweg.
Ricarda Funk, Olympiasiegerin im Kanu
„Wenn wir hier als Sportler eingeladen werden, ist das ein Zeichen von Wertschätzung. Und man freut sich einfach, hier zu sein. Die ganzen Gesichter aus der Sportfamilie zu sehen. Sport verbindet einfach und da freut man sich.“
Oliver Glasner, Trainer Eintracht Frankfurt
„Man ist so in seinem Metier wie in einem Hamsterrad. Es geht ja Schlag auf Schlag im Fußball. Wir spielen in vier Tagen und dann drei Tage später in München. Bei den anderen Sportlern ist es genau das gleiche. Wenn man dann mal die Möglichkeit hat, sich ein bisschen auszutauschen, ist das wirklich toll.“
Sportliches Highlight an diesem Abend: Vorführungen aus Akrobatik und Klettern. Wer will, kann sich im Anschluss auch selbst darin versuchen. Manche machen das allerdings lieber im Verborgenen.
Niklas Kaul, Sportler des Jahres 2022
„Ich gehe immer mal wieder im Herbst nach der Saison bouldern. Muss aber ehrlich sagen, mit dem was da jetzt heute geboten wird, da hat das, was ich tue, wenig mit zu tun. Leider.“
Rund 700.000 € wurden am Samstagabend für Nachwuchssportler gesammelt. Ein Grund für alle, auch noch nach Mitternacht mit Tim Bendzko ein wenig zu feiern.
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Markus Appelmann, Moderator: Ja, das war er, der diesjährige Ball des Sports in Frankfurt. Der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe ist bei mir im Studio, Thomas Berlemann. Einen schönen guten Abend.
Thomas Berlemann, Vorstandsvorsitzender Deutsche Sporthilfe: Guten Abend, Herr Appelmann.
Appelmann: Wir haben gerade eben die glamourösen Bilder gesehen aus Frankfurt. Wie viel Strahlkraft hat denn dieser Ball des Sports immer noch?
Berlemann: Er hat unglaublich viel Strahlkraft. Wir sind ja zum ersten Mal in Frankfurt gewesen, nachdem wir lange in Wiesbaden waren. Wir hatten ein ausverkauftes Haus, das waren über 1.500 Gäste da mit einem überragenden Feedback.
Appelmann: Die Stars der Sportszene, sie waren alle mit dabei, wie zum Beispiel er hier, Niklas Kaul, der Zehnkampf-Europameister, der für den USC Mainz an den Start geht, der deutsche Sportler des Jahres 2022. Er tauschte am Wochenende die Laufbahn mit der Bühne. Wie unterstützen Sie solche Sportler wie zum Beispiel Niklas Kaul?
Berlemann: Ja, bei uns ist es so, dass die Sportler sehr früh bei uns in die Förderung kommen, wenn man erkennt, dass sie Talent haben und möglicherweise irgendwann an die Weltspitze sich entwickeln können. Und das ist unsere Aufgabe. Wir begleiten die Athleten zum einen mit finanzieller Unterstützung, zum anderen helfen wir auch beruflich, ihre Karriere parallel zum Sport zu entwickeln. Und typischerweise ist es so, dass bevor Athleten auf dem Podest stehen, zum Beispiel mit Medaillen bei Olympischen Spielen, dass sie sieben bis acht Jahre bei uns gefördert worden sind.
Also wir begleiten sie eine ganze Weile in ihrem sportlichen Dasein.
Appelmann: Jetzt sind hier am Wochenende rund 700.000 € zusammengekommen. Wir haben es gerade eben gehört. Wo geht das Geld denn hin?
Berlemann: Genau das Geld geht in die Athletenförderung. Damit unterstützen wir Athleten und Athletinnen im olympischen, aber auch paralympischen Sport, um ihnen sozusagen den Rücken freizuhalten, damit sie sich das gesamte Jahr auf die wichtigen Großereignisse wie Weltmeisterschaften oder Olympische Spiele vorbereiten können.
Appelmann: Das ist schon ein gutes Stichwort, was Sie gerade eben geliefert haben. Wir wollen heute auch über die Probleme, die Herausforderungen des Sports sprechen. Sie haben gerade eben Olympia, Europameisterschaften, Weltmeisterschaften angesprochen. Warum sehen wir da momentan deutsche Sportlerinnen und Sportler so selten im Medaillen-Ranking?
Berlemann: Ja, ich glaube, wenn man mal anschaut die Entwicklung der letzten Jahre, 20 Jahre, dann ist es so, dass wir deutlich weniger Medaillen gewinnen. Und das ist ein Thema, was viele erkannt haben. Und wir als Sporthilfe sind jetzt natürlich dabei, gemeinsam mit den Partnern zu überlegen: Wie kann man das ändern? Und es gibt einige Themen, obwohl hinreichend Geld zur Verfügung steht in Deutschland für Spitzensportförderung ,,,
Appelmann: Genau. Gerade die Politik sagt ja auch: “Wir haben in den letzten Jahren mehr Geld in Richtung Sportförderung auch gegeben, ohne den Erfolg letztlich zu sehen.”
Berlemann: Genau. Und wenn in ein System mehr Geld gegeben wird, ohne dass sich das gewünschte Ergebnis – in dem Fall Erfolg – einstellt, dann muss man natürlich die Frage stellen: Woran liegt das? Und die Antworten sind sicherlich in dem System, wie gefördert wird, wie entwickelt wird, unterstützt wird zu finden. Und genau daran muss man sich jetzt orientieren, an den Antworten, und diese Probleme herausarbeiten und beheben.
Appelmann: Okay, jetzt haben Sie noch nicht so ganz klar die Probleme benannt. Was sind die Probleme und was muss ganz genau passieren, damit wir demnächst wieder eine Top-Sportnation sind?
Berlemann: Ich denke, dass erst mal vom Athleten her gedacht werden muss. Der Athlet muss im Mittelpunkt stehen, nicht Strukturen, Prozesse oder Organisationen, sondern wichtig ist, dass man die Bedürfnisse eines Athleten oder einer Athletin versteht. Das hat was mit finanzieller Unterstützung zu tun, wo natürlich die Sporthilfe Part Nummer eins oder zwei ist. Aber es geht auch um Trainingszeiten, es geht um Trainer, es geht um modernste Trainingsmethoden und Diagnostik. Also das gesamte Ökosystem um einen Athleten herum muss noch mal überarbeitet werden. Da sind uns andere Länder ein Stückweit voraus.
Appelmann: Okay, kurzer Blick nach vorne. Wir hatten ja im Sommer einen Ball des Sports, jetzt im Winter einen Ball des Sports – corooronabedingt gab es da jetzt einiges zusammen irgendwie. Kann sich Ihr Team jetzt ausruhen oder geht es schon an die nächste Veranstaltung?
Berlemann: Nein, wir genießen natürlich erst mal den Erfolg dieser Veranstaltung. Das hat das Team hervorragend organisiert. Aber wir haben vier weitere Events dieses Jahr mit Athleten gemeinsam, die turnusmäßig stattfinden. Und nach einem kurzen Durchschnaufen geht es jetzt in die Vorbereitung zum nächsten Event.
Appelmann: … sagt der Vorstandsvorsitzende der Deutschen Sporthilfe, Thomas Berlemann. Danke, dass Sie im Studio waren.

Berlemann: Sehr gern. Dankeschön.