Bäume machen Weinberge fit für den Klimawandel

Für Winzer waren die vergangenen Jahre eine große Herausforderung. Ein Rekordsommer folgte auf den nächsten. Lange Dürren wechselten sich mit starkem Regen ab. Und durch den Klimawandel werden solche Extremwetterereignisse in Zukunft häufiger. Um sich darauf einzustellen pflanzen einige Weinbauern nun auf einmal Obstbäume mitten im Weinberg. Was es genau damit auf sich hat, haben wir uns in Worms angeschaut.

Aus der Ferne sieht der Weinberg von Felix Hemer aus, wie ein ganz normaler Wingert. Doch der Bio-Winzer arbeitet hier an etwas ganz besonderem. Grund ist der Klimawandel. Vergangenes Jahr hat er hier neue Weinreben gepflanzt, die eigentlich bis Kopfhöhe wachsen sollten, doch passiert ist bislang wenig. Der Boden ist zu trocken. Auch bei älteren Reben machen sich die Extremwetterereignisse bemerkbar.
Felix Hemer, Öko-Winzer in Worms
„Die Sonneneinstrahlung die letzten Jahre war schon enorm. Also wir sind hier an einem Südhang, wir sind ein sehr trockenes, sehr warmes Gebiet hier. Und die extreme Einstrahlung die letzten Jahre macht uns schon sehr zu schaffen. Also teilweise mit Sonnenbrand an den Beeren, teilweise auch mit bis zu 20 Prozent Ausfall.“
Um das in Zukunft zu verhindern, pflanzt der Öko-Winzer mit Nicolas Haack von der Firma Triebwerk 80 Bäume zwischen die Reben. Darunter Obstbäume wie Aprikosen und Pfirsiche, aber auch Birken. Diese sollen die Reben dann vor zu viel Sonne schützen. Aber auch für den Boden sind die Bäume von Vorteil.
Nicolas Haack, Geschäftsführer Triebwerk
„Bäume, die werfen ja auch ihr Laub zum Beispiel ab. Und da sind Nährstoffe drinnen und dadurch erhöht sich einfach grundsätzlich die Bodenfruchtbarkeit und der Boden wird auch geschützt durch das Laub irgendwann. Also diese Hitzeeinstrahlung, die sonst passiert, die den Boden sonst austrocknen kann. Auch da wird er wieder geschützt vor diesem extremen Wetter, das wir jetzt die letzten Jahre hier hatten.“
Auf vier Prozent der Fläche soll dann der sogenannte Vitiforst entstehen. Benannt nach dem lateinischen Wort für Weinrebe.
Doch die Bäume dienen nicht nur als Schutz vor der Sonne. Sie behüten die Reben auch vor starkem Wind. Dazu helfen die Wurzeln dem Boden bei Starkregen mehr Wasser aufzunehmen und zu speichern. Gleichzeitig fördert der Vitiforst auch die Biodiversität.
Das System bietet aber nicht nur Vorteile.
Nicolas Haack, Geschäftsführer Triebwerk
„Natürlich ist der Erfahrungswert einfach noch gering bisher und man hat natürlich ein bisschen Aufwand. Hier stehen die Bäume auf der Fahrgasse. So können Lesemaschinen nicht mehr in diese Bereiche fahren.“
Das Vitiforstsystem ist in Deutschland bisher kaum verbreitet. Hier in Worms stehen mit die einzigen Bäume im Weinberg. In anderen Ländern setzten die Winzer schon länger auf das Konzept.
Nicolas Haack, Geschäftsführer Triebwerk
„Aus Frankreich, wo wir noch extremere Wetter haben ist es auch schon besser untersucht und da sind die Vorteile auch eben gut dokumentiert und gezeigt worden. Und findet da eben auch viel Verbreitung und deswegen interessieren sich die deutschen Winzer da auch für, weil die auch wissen: Hey, das kommt auch hierher.“
So hofft Felix Hemer, dass noch mehr Winzer das Vitiforstsystem ausprobieren. Bis das Konzept aber Früchte trägt, wird noch einige Zeit vergehen. Denn erst in fünf Jahren sind die Bäume groß genug, um die Reben zu schützen. Wie ein ganz normaler Wingert, wird der Weinberg dann aber nicht mehr aussehen.