Bad Arolsen unter Schock

Am Tag nach der mutmaßlichen Amokfahrt in Berlin herrscht  besonders im hessischen Bad Arolsen große Trauer. Eine Lehrerin, die dort lebte, wurde getötet. Insgesamt wurden mindestens 31 Personen verletzt, darunter weitere Schüler und ein Lehrer. Zentraler Ort des Gedenkens war heute die Haupt- und Realschule in der hessischen Kleinstadt.

Trauer an der Kaulbachschule in Bad Arolsen. Eine Lehrerin stirbt, nachdem gestern in Berlin ein Auto in eine Menschengruppe gerast war. Die 51-jährige Frau war mit einer zehnten Klasse auf einem Ausflug in der Hauptstadt. Der Bürgermeister berichtet heute vom Mitgefühl der Menschen in Bad Arolsen.
Marko Lambion (parteilos), Bürgermeister Bad Arolsen: „Eine Stadt von 16.000 Einwohnern, das sind wir in Bad Arolsen. Wo man sich jeder eben jeden noch kennt. Wo die Betroffenheit tatsächlich sehr groß ist. Aber wie wir eben auch erfahren haben, das Mitgefühl ist sehr groß und auch die Bereitschaft, die Solidarität.“
Die Schule hat heute geöffnet. Psychologen sind vor Ort, um Schüler und Lehrer zu betreuen, sie werden von Polizei und Ordnungsamt abgeschirmt. Noch gestern Abend sind alle unverletzten Schüler wieder in die Heimat zurückgekehrt. Mehrere verletzte Schüler und ein Lehrer befinden sich noch in Berliner Krankenhäusern.
Jürgen van der Horst (parteilos), Landrat Kreis Waldeck-Frankenberg: „Wir können aus dem Kontakt vor Ort bestätigen, dass alle Kinder ganz hervorragend in Berlin betreut worden sind. Und das hat eine… uns Mut gemacht, dass tatsächlich auch die Situation jetzt auch in den nächsten Tagen gut wird gelöst werden können.“
Gegen Mittag besuchen Hessens Ministerpräsident Boris Rhein und Kultusminister Alexander Lorz die Schule. Sie sagen den Betroffenen finanzielle Unterstützung aus dem Opferfonds des Landes und darüber hinaus jede erdenkliche Hilfe zu.
Boris Rhein (CDU), Ministerpräsident Hessen: „Das ist für uns ein ganz schwerer Tag und wir haben wirklich ganz schwere Herzen. Wenn Sie in die Gesichter der Kolleginnen und Kollegen im Schüler-, im Lehrerkollegium schauen, fällt das allen noch sehr schwer und das wird noch lange Zeit fortwirken. Und insoweit bin ich – ich will das ausdrücklich nochmal sagen – dankbar für die Arbeit, die dort geleistet wird. Das ist eine große Hilfe für alle Betroffenen.“
Alexander Lorz (CDU), Kultusminister Hessen: „Wir wissen natürlich auch: Diese Schule braucht jetzt auf lange Zeit hinaus Betreuung und Fürsorge, auch im Umgang mit den ganzen schulorganisatorischen Herausforderungen. Und die habe ich heute auch zugesagt als oberster Dienstherr.“
Für den mutmaßlichen Täter, einen 29-jährigen Deutsch-Armenier, hat die Staatsanwaltschaft am Nachmittag die Unterbringung in einer Psychiatrie beantragt. Es gebe Anhaltspunkte für eine paranoide Schizophrenie. Noch heute soll entschieden werden, ob dem Antrag stattgegeben wird. Laut Polizei befinden sich weiterhin sechs Menschen in einem lebensbedrohlichen Zustand. Auch am Tag nach der Tat sitzt der Schock bei vielen Menschen tief – so wie in Bad Arolsen.