AWO Frankfurt will von früherem Geschäftsführer Schadensersatz

Und der Skandal um die Arbeiterwohlfahrt beschäftigt nicht nur die Politik, sondern auch die Gerichte. Die AWO Frankfurt fordert von ihrem früheren Geschäftsführer Jürgen Richter und vier weiteren früheren Führungskräften Schadensersatz in Millionenhöhe. Heute hat in Frankfurt der Prozess begonnen.

Der Platz des Hauptbeschuldigten bleibt heute leer. Jürgen Richter lässt sich von seinem Anwalt vertreten. Allein von ihrem ehemaligen Geschäftsführer – hier bei einem früheren Prozess – verlangt die AWO 1,2 Millionen Euro zurück. Mit überhöhten Gehältern und unsachgemäßen Spenden soll Jürgen Richter die Arbeiterwohlfahrt an den Rand ihrer Existenz gewirtschaftet haben.
Petra Rossbrey, Präsidium AWO Frankfurt: „Es ist wirklich empörend, dass sich jemand tatsächlich über lange Jahre so bereichern konnte, erstens. Und es geschafft hat, so eine altehrwürdige, wichtige Organisation wie die Arbeiterwohlfahrt derart in Schwierigkeiten zu bringen.“
10 Millionen Euro Schaden soll das sogenannte „System Richter“ bei der AWO angerichtet haben. Jürgen Richter als Geschäftsführer in Frankfurt, seine ebenfalls beklagte Ehefrau Hannelore Richter als Vize-Vorsitzende in Frankfurt und zugleich Geschäftsführerin der AWO Wiesbaden. Dorthin soll  laut AWO auch eine ungerechtfertigte Spende von knapp einer Million Euro aus Frankfurt geflossen sein. Über Jahre soll das Ehepaar sich gegenseitig und ihren Begünstigten Gelder zugeschoben haben. Doch ihr Anwalt sagt, selbst Jahresgehälter von rund 300.000 Euro und Luxusdienstwagen seien gerechtfertigt gewesen.
Bernhard Lorenz, Anwalt von Jürgen Richter und seiner Ehefrau:: „Also sind die Vergütungen völlig in Ordnung, insbesondere für die großartige Leistung, die meine beiden Mandanten erbracht haben. Der AWO Frankfurt ging es immer gut. Die AWO Wiesbaden hat das letzte Jahr unter Hannelore Richter ein Plus gehabt von zwei Millionen.“
Eine „großartige Leistung“, das klingt für die Gegenseite angesichts des jahrelangen Skandals und hoher Schulden wie blanker Hohn. Durch den Skandal verlor der Frankfurter Wohlfahrtsverband seinen Status der Gemeinnützigkeit und musste hunderttausende Euro an Steuern nachzahlen.
Steffen Krollmann, Vorstand AWO Frankfurt: „Wenn ich viereinhalb Millionen Euro Verlust in der Flüchtlingsarbeit erwirtschafte, weiß ich nicht, wo da die hervorragende Arbeit liegen soll. Wenn ich die organisatorische Verwahrlosung sehe in weiten Teilen der Verwaltung, wo ist da die gute Arbeit? Es ist auch keine gute Arbeit, über Minijobs über Kreuz Leuten Geld zuzuschustern.“
Heute erscheint mit dem ehemaligen Kreisvorstand Panagiotis Triantafillidis lediglich einer der fünf Beklagten, von denen die AWO insgesamt zwei Millionen Euro zurückfordert. Zu einer gütlichen Einigung kommt es vor dem Frankfurter Arbeitsgericht heute wie erwartet nicht. Mitte August soll sich nun Jürgen Richter zum Verfahren äußern, mit einer Entscheidung ist erst im November zu rechnen.