Auswilderung von Feldhamstern

Früher wurde er als Plage in der Landwirtschaft bekämpft, heute ist er in Deutschland vom Aussterben bedroht: Der Europäische Feldhamster. Der Hochtaunus-Kreis will die Nager jetzt wieder ansiedeln, doch das ist gar nicht so einfach.

Er ist einer von vierzehn Feldhamstern, die nach etwa einem Jahr auf der Zuchtstation heute in ihren natürlichen Lebensraum umziehen. Ein besonderer Moment für Tierpfleger und Naturschützer, denn dass dieses Feld von nun an vierzehn neue Bewohner hat, ist alles andere als selbstverständlich. Bis ins späte 20. Jahrhundert galt der Feldhamster als Schädling und wurde systematisch gejagt.
Dr. Dr. Dieter Selzer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises
„Es gab Prämien sogar, wenn man entsprechender Weise dann, ich sage mal tote Feldhamster auf Institutionen wie der Bürgermeisterei zum Beispiel abgegeben hat. Zum anderen natürlich ist auch die Struktur im Agrarbereich, in der Feldflurgemarkung so, dass es sich nicht unbedingt feldhamsterfreundlich darstellt.“
Der Einsatz von Pestiziden und die Etablierung von Monokulturen machen es den Nagern zunehmend schwer, in den Feldern zu überleben. Um diesem Trend entgegenzuwirken, hat der Hochtaunuskreis, gemeinsam mit dem Opel-Zoo in Kronberg, vor vier Jahren ein Zuchtprojekt ins Leben gerufen. Eine Herausforderung, denn die Tiere reagieren sehr sensibel auf Geräusche und Stress. Und sie sind durchaus wählerisch, was ihre Partner betrifft. Um Inzucht zu vermeiden, werden die Zuchttiere regelmäßig ausgetauscht.
Raphael Kremper, Tierpfleger
„Da sind wir auch froh, dass wir dann ab und zu wieder Wildfänge dazubekommen. Das sind dann Tiere, die von Bauvorhaben eingefangen werden, weil sie auf den Baustellen zum Beispiel stören würden.“
Einer dieser Wildfänge ist Olaf. Mit einer stattlichen Größe von 30 Zentimetern und einem Gewicht von 700 Gramm ist er der größte Feldhamster hier im Zoo und der Casanova. Viele der Jungtiere stammen von ihm ab. Jetzt ist es auch für ihn Zeit zu gehen.
Raphael Kremper, Tierpfleger
„Auf der einen Seite sagt man sich: Schade irgendwie, weil das Tier war schon sehr kooperativ. Zum Beispiel der Olaf ist sehr nett gewesen, durch‘s Gitter mit einem Sonnenblumenkern konnte man ihn auch manchmal ein bisschen füttern, er war dann vorsichtig. Er hat immer mitgemacht, wenn es drauf ankam, er ist auch immer freiwillig in die Röhre reingelaufen, er ist sehr ruhig gewesen. Aber auf der anderen Seite sagt man auch: Gut, dass er wieder raus ist.“
Sein neues Domizil ist dieses Feld in der Nähe von Bad Homburg. Hier hat der Landwirt ein möglichst attraktives Umfeld für die Hamster geschaffen. Für die dadurch entstehenden Ernteausfälle und den höheren Aufwand bei der Bewirtschaftung wird er vom Land finanziell entschädigt. Insgesamt 500.000 Euro gibt das Land Hessen jährlich für solche Projekte aus.
Dr. Dr. Dieter Selzer, Leiter der Unteren Naturschutzbehörde des Hochtaunuskreises
„Man hat sich überlegt, wie war es denn früher, ich sage mal in Anführungszeichen ’n der guten alten Zeit‘ als es noch viele Feldhamster gab. Der große Unterschied war, dass die Landwirtschaft oder die Feldflur kleinstrukturierter war.“
Mischkultur ist das Zauberwort. Durch die parallele Anpflanzung von Getreide, Luzernen und anderen Feldpflanzen ergibt sich für die Hamster ein vielfältiges Nahrungsangebot. In den kommenden Jahren wollen Kreis und Zoo das Projekt fortführen, sodass sich die Population nach und nach erholt und Feldhamster auch über die Ackergrenzen hinaus bald wieder zum ganz normalen Bild gehören.