Ausstellung zum Thema „Trost“ in Kassel

Wenn wir Menschen etwas Schmerzhaftes erleben, dann brauchen wir vor allem eines: und zwar Trost. Und dem widmet sich jetzt eine Ausstellung im Museum für Sepukralkultur in Kassel. „Trost – Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“.

Die Gründe, warum Menschen Trost benötigen, sind vielfältig: Das Kleinkind, das hinfällt. Das Ende einer Liebe. Ein Unfall.
Dirk Pöschmann, Direktor Museum für Sepukralkultur
„Der Ernstfall des Verlusts ist dann der Tod eines geliebten Menschen. Und immer in diesen Situationen können wir ein Stückweit aufgefangen werden von anderen Menschen.“
Körperliche Nähe kann uns trösten. Letzte Umarmungen.
Oder endlich wieder eine Umarmung: Nach fünf Monaten Quarantäne im brasilianischen Pflegeheim wieder Nähe durch einen „Umarmungsvorhang“ spüren.
Persönliche Erinnerungen an gemeinsame Erlebnisse können uns trösten.
Und Tiere können uns trösten. Das ehemalige Dressurpferd „Doktor Peyo“, das schwer Kranke im Krankenhaus besucht.
Dirk Pöschmann, Direktor Museum für Sepukralkultur
„Wir Menschen sind aber mit einem Bewusstsein ausgestattet, im Gegensatz zu anderen Lebewesen. Das bedeutet, dass wir wissen, dass wir einen Verlust erlitten haben. Und das macht es eigentlich doppelt schlimm. Und da setzt das Trösten an. Das Trösten ermöglicht uns ein Stückweit aus diesem Bewusstsein unseres Leidens rauszukommen. Also nicht das Leiden hört auf. Das ist da.“
Auf vielfältige Weise zeichnen die Ausstellungsmacher ein Bild von dem, was tröstlich sein kann. Und was Menschen beim Erinnern und Verarbeiten helfen kann.
Dirk Pöschmann, Direktor Museum für Sepukralkultur
„Ich kann mich nicht erinnern, wie mein Vater gerochen hat. Würde ich aber meinen Vater, oder vielleicht sein Parfüm an irgendeinem anderen Menschen rieche, dann tauchen natürlich all diese Bilder wieder auf, die in mir sind, aber ein Stückweit auch verschüttet.“
Trauer verarbeiten mithilfe der Sinne: Kleine Stoffbeutel befüllt mit duftenden Kräutern. Hier riechen, dort hören. Zu einer Playlist können die Besucher Lieder hinzufügen, die ihnen beim Trauern helfen. Wie dieses.
Und das Schmecken? Was isst du bei einer Trauerfeier? Für viele sind es Kuchen und Schnittchen.
In den Ausstellungsräumen ist es – selbst für ein Museum – sehr ruhig. Aber traurig ist die Ausstellung nicht.
Dirk Pöschmann, Direktor Museum für Sepukralkultur
„Selbst wenn sie traurig wäre, und es können ja auch traurige Erinnerungen beim Menschen, bei Besucherinnen und Besuchern, wachgerufen werden, was ist denn so schlimm daran? Das sind unsere menschlichen Gefühle und die haben alle ihre Berechtigung. Wir leben nicht nur in einer Spaßgesellschaft, sondern wir haben Verluste. Trauer bietet uns die Möglichkeit, über einen Verlust hinwegzukommen.“
Fürs Hinwegkommen kann auch die Ausstellung „Trost – Auf den Spuren eines menschlichen Bedürfnisses“ selbst helfen. Bis zum 17. September ist sie geöffnet.