Ausblick für 2022 auf das Frankfurter Börsenparkett

Nicht einmal jeder fünfte Bundesbürger besitzt Anteils-Scheine von einem Unternehmen oder einem Aktien-Fonds. Doch allmählich scheint sich im Zins-Sparland Deutschland eine Börsen-Begeisterung zu entwickeln: Der Deutsche Aktienindex ist Corona zum Trotz im Vorjahr auf Rekordwerte gestiegen. Hält der Trend auch 2022 an und ist es lukrativ, jetzt noch einzusteigen? Wir haben an der Frankfurter Börse nachgefragt.

Der Bulle ist los! An der Börse steht der Stier für positive Kursentwicklungen und im Vorjahr gab es die volle Pulle Bulle. Obwohl die Wirtschaft unter Corona ächzt, eilen die Aktienkurse von Rekord zu Rekord. Warum ist das so?
Aktienexperte Robert Halver sagt, klassische Zinssparmodelle seien in der Pandemie unattraktiv geworden, deshalb gingen viele das höhere Risiko an der Börse ein.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank
„Trotz aller Probleme im letzten Jahr, 2021, sind die Börsen, die Aktien sehr gut gelaufen, weil es keine vernünftige Alternative gegeben hat. Zinssparen war unattraktiv, so unattraktiv wie Fußpilz, weil es ja negative Zinsen gab und wenn sie die Inflation noch abziehen, dann ist Zinssparen geplante Vermögensvernichtung. Das hat sehr viel Geld in die Aktienmärkte getrieben.“
Fußpilz auf der einen Seite, auf der anderen hingegen scharrt der Stier mit den Hufen. 2021 hat sich Deutschlands wichtigster Leitindex DAX von 30 auf 40 Unternehmen vergrößert und auch sein Wert ist deutlich gestiegen. Von unter 14.000 Punkten zu Jahresbeginn ging es zwischenzeitlich auf über 16.000. Momentan liegt der Index nur knapp unterhalb der 16.000.
Immer mehr Deutsche investieren deshalb nicht mehr nur stur in klassische Anlagemodelle, sondern kaufen Aktien. Insgesamt besitzen die Deutschen im September 2021 Wertpapiere im Wert von einer halben Billion Euro, 36 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Und auch für Börsen-Novizen könnte sich ein Einstieg lohnen.
Robert Halver, Leiter Kapitalmarktanalyse Baader Bank
„Die beste Erfindung im Finanzbereich ist für mich die Erfindung von regelmäßigen Aktiensparplänen. Die gibt es schon für wenige Euro im Monat. Das sollte man jeden Monat machen. So wie man auch Strom zahlt und Versicherungsbeiträge oder Mieten, dass man jeden Monat regelmäßig anspart, breit investiert ist. Schwerpunkt vielleicht Europa, weil man ja Europäer ist, aber auch die Amerikaner nicht vergisst. Ein bisschen auch die Schwellenländer. Und das regelmäßig über Jahre bestücken und laufen lassen, laufen lassen, laufen lassen. Dann kann man nicht verhindern, nach einer gewissen Anzahl an Jahren vermögend zu sein.“
Doch was ist, wenn der Bulle sich die Hörner abgestoßen hat und aus dem stolzen Stier ein gebückter Bär wird, die Kurse also wieder fallen?. Experten sagen, die Börse biete zwar weniger Garantien als klassische Anlageformen, deshalb gelte aber umso mehr: nicht überreagieren, wenn es mal schlecht läuft, sondern lieber ein dickes Fell beweisen.