Ausbildung zum Notfalldarsteller
Bei schweren Unfällen sind Rettungsdienst, Feuerwehr oder Polizei in der Regel die ersten Kontaktpersonen zu den Verletzten. Doch wie lernen die Einsatzkräfte, wie sie am besten mit den Patienten, die sich oft in einem Ausnahmezustand befinden, umgehen? Dafür gibt es Übungen mit sogenannten Notfalldarstellern: Also Schauspieler, die verletzte Personen mimen. Wir waren beim Deutschen Roten Kreuz in Nackenheim, wo die Notfalldarsteller ausgebildet werden, denn: Auch Schreien will gelernt sein.
Ein Messer steckt im Bein, eine schwere Brandwunde, eine Kopfverletzung und eine Stichverletzung am Arm – die Folgen einer Geburtstagsfeier, die aus dem Ruder gelaufen ist. So echt das alles auch wirkt, zum Glück ist es heute im DRK Bildungsinstitut in Nackenheim nur gespielt.
Hier lassen sich gerade acht Menschen zu Notfalldarstellern ausbilden. Johanna ist im Szenario das Geburtstagskind, dem ein Messer ins Bein gerammt wurde.
Johanna, Notfalldarstellerin
„Persönlich habe ich gemerkt, dass es anstrengend wurde nach einer Weile so lange zu schreien. Das hat man, glaube ich, auch gesehen, dass ich da bisschen abgeschwächt bin, weil einfach die Luft draußen war und dieses hyperventilieren irgendwann dann doch kurz an die Grenzen kam, wo ich gedacht hab, wenn ich jetzt so weitermache, dann kippe ich vielleicht wirklich noch um, aber im Gesamtpaket bin ich eigentlich sehr zufrieden. Die Helfer haben geschwitzt, die waren sehr überfordert kurz einen Moment lang. Das ist genau das, was ich erreichen wollte.“
Nur so können sich Sanitäter optimal für den Ernstfall vorbereiten und üben, wie sie mit hysterischen, benommenen oder alkoholisierten Patienten umgehen müssen.
Christine Fuchs, DRK-Landesverband Rheinland-Pfalz
„Die Notfalldarstellung ist eigentlich das A und O für die Erste Hilfe, um wirklich auch realistisch Unfälle darzustellen und die Erste-Hilfe-Maßnahmen und Sanitätsdienstmaßnahmen üben zu können. Weil es ist ja immer schwierig, wenn ich sage, ‚Ja, da tut’s weh‘, wenn ich gar nichts sehe. Und mit der Notfalldarstellung kann man halt ‚Da tut’s weh‘ einfach realistisch darstellen.“
Dazu gehört auch, Verletzungen realistisch zu schminken. Auch das lernen die Teilnehmer im Kurs. Eine halbe Stunde haben sie Zeit, um die Wunden für ihr Szenario vorzubereiten.
Johanna, Notfalldarstellerin
„Das werden die Brandblasen für unsere Brandverletzung. Das heißt, wir machen mit Gelatine jetzt einfach ein bisschen Struktur rein und dann kommt da später das Blut und alles drüber und dann sieht das eigentlich hoffentlich gut aus.“
Tatsächlich wirkt die Brandwunde täuschend echt, genau wie die Stichverletzung an Ann-Katrins Arm.
Ann-Katrin, Notfalldarstellerin
„Ich denke, im echten Leben kommt man ja schon in Situationen, die einen überfordern können. Und ich finde, es ist besser, wenn man hier in einem geschützten Raum mal eine Situation sieht, die schon ein bisschen heftiger auch einfach ist und man hier auch meinetwegen mal kurz eine Minute überfordert ist, weil hier geht’s um nichts. Dass es besser ist, hier trainiert zu haben, als dann im echten Leben diese Minute zu haben. Weil im echten Leben wäre das natürlich fatal.“