Aufnahmestopp – Tafeln am Limit

Der Krieg in der Ukraine wirkt sich nicht nur auf die Energiepreise aus. Auch Lebensmittel werden immer teurer. Dadurch kommen insbesondere einkommensschwache Familien in Bedrängnis. Die Folge: Es gibt einen regelrechten Ansturm auf die Tafeln, die Lebensmittel kostenlos oder für kleines Geld ausgeben. Viele Tafeln können die große Nachfrage nicht mehr bewältigen und müssen Bedürftige abweisen. So zum Beispiel die Tafel in Kaiserslautern.

Anstehen an der Tafel in Kaiserslautern – es herrscht reger Betrieb, doch nicht so viel wie am Ende eines Monats, wenn vielen Menschen das Geld ausgeht. Dann sei in der Straße kein Durchkommen mehr, wird uns hier erzählt.
Petra Alemdar kommt seit gut zehn Jahren hierhin und merkt, dass sie nicht mehr so viele Lebensmittel bekommt wie früher.
Petra Alemdar
„Jetzt reicht’s für zwei, drei Tage. Früher hat’s manchmal für die ganze Woche gereicht.“
Nach dem Beginn des Kriegs in der Ukraine schossen die Anfragen bei den Tafeln in die Höhe, die Kaiserslauterer Tafel musste plötzlich 40 Prozent mehr Menschen bedienen. Ein Ansturm, den die Helfer nicht mehr bewältigen konnten, seit April herrscht deshalb ein Aufnahmestopp.
Stefan Opitz, stellvertretender Vorsitzender Tafel Kaiserslautern
„Man hätte das so weitermachen können, dann wären die Portionen immer kleiner geworden. Und am Ende vom Abend hätte jeder eine Orange und zwei Radieschen gekriegt und damit ist ja auch keinem geholfen. Und ich denke mal auch, das wird sich so schnell nicht ändern.“
Ein weiteres Problem: Weil viele Lebensmittel knapp sind und die Preise steigen, bestellen viele Supermärkte nur noch das, was sie garantiert verkaufen können. Das bringt die Tafeln, die vor allem übriggebliebene Produkte ausgeben, zusätzlich in Bedrängnis.
Kaiserslautern ist kein Einzelfall: Jede dritte Tafel in Rheinland-Pfalz nimmt derzeit keine neuen Gäste mehr auf – auch weil es vielerorts an ehrenamtlichen Helfern mangelt, die den Ansturm bewältigen können.
Sabine Altmeyer-Baumann, Vorsitzende Tafel Rheinland-Pfalz / Saarland
„Wir waren bisher bei 54.000 registrierten Gästen in Rheinland-Pfalz und sind jetzt fast über 70.000. Dem entgegen setzen wir aber kein Ehrenamt, das sich in dieser Geschwindigkeit ausbaut und damit quasi den Dienst machen könnte.“
In Kaiserslautern stehen die ehrenamtlichen Helfer bis zu drei Mal pro Woche an der Ausgabe und doch ist nicht genug für alle da. Regelmäßig müssen sie Menschen abweisen, weil diese nicht bei der Tafel registriert sind.
Stefan Opitz, stellvertretender Vorsitzender Tafel Kaiserslautern
„Wir haben also jetzt noch wöchentlich 30 bis 40 Anfragen, wo wir ablehnen müssen als Kunden, die gerne aufgenommen werden möchten. Und es werden noch mehr kommen und die Preise werden noch höher und es wird alles noch prekärer. Und ich fürchte, der ein oder andere muss sich dann entscheiden im Winter: Friere ich oder hungere ich?“
Spätestens dann könnte sich die ohnehin schon angespannte Lage noch weiter zuspitzen. Krieg, Inflation und steigende Energiekosten bringen die Menschen an der Tafel ans Limit – vor und hinter der Ausgabetheke.