Auch E-Autos brauchen Umweltplakette

Schon seit Jahren gibt es in Deutschland die Feinstaub-Plaketen für Pkw. Die Farben Rot, Gelb und Grün entsprechen den jeweiligen Schadstoffgruppen und zeigen, ob das Auto in eine Umweltzone fahren darf. Kurioserweise gilt die Plakettenpflicht aber nicht nur für Autos, die Abgase verursachen, sondern auch für solche, die komplett emissionsfrei unterwegs sind, wie eine Studentin aus Wiesbaden jetzt leidvoll erfahren musste.

Junis Marie Dörband, Studentin
„Also, ich war gerade auf dem Weg zum Auto. Ich wollte zur Uni fahren. Und als im am Auto ankam, habe ich unter meinem Scheibenwischer so einen kleinen Zettel gefunden und da stand aber nicht viel drauf. Also, da stand drauf, es ist vom Straßenverkehrsamt und ich werde in Kürze einen Bescheid darüber bekommen, was eigentlich das Problem ist.“
Rätselraten bei der Wiesbadener Studentin Junis Marie Dörband. Welchen Verstoß sie mit ihrem Elektroauto begangen haben soll, kann sie sich nicht erklären. Und dem ersten Knöllchen folgen in den Tagen darauf zwei weitere, wieder ohne genaue Angabe der Vergehens.
Die böse Überraschung kommt keine zwei Wochen später. Drei Bußgeldbescheide über jeweils rund 130 Euro. Der Grund: Ihr Fahrzeug parkt in einer Umweltzone. Und auch als emissionsfreies Elektroauto braucht es dafür eine grüne Feinstaubplakette. Das erste Bußgeld zahlt sie.
Junis Marie Dörband, fährt ein E-Auto
„Bei den anderen beiden bin ich dann in den Widerspruch gegangen, weil ich mir dachte, es kann doch nicht sein, dass das innerhalb von einem so kurzen Zeitraum alles passiert und ich hatte ja gar keine Möglichkeit zu reagieren.“
Die Stadt Wiesbaden verweist auf die Vorgaben des Gesetzgebers, sieht sich selbst nur als ausführendes Organ. Für Junis Marie ist das gleich dreifache Bußgeld mehr als ärgerlich. Schließlich ist ihr die Umwelt wichtig, deshalb die Entscheidung für ein E-Auto. Außerdem hält sie eine Feinstaubplakette für Elektro-Autos für überflüssig.
Junis Marie Dörband, Studentin
„Es macht halt auch einfach keinen Sinn, muss man auch mal dazu sagen. Wir haben ja extra ein E im Kennzeichen und eigentlich, finde ich, sollte das dann auch genügen als Zeichen dafür, dass es keine Abgase gibt.“
Warum aber auch E-Autos eine Feinstaubplakette brauchen, erklärt Oliver Reidegeld vom ADAC Hessen.
Oliver Reidegeld, Pressesprecher ADAC Hessen
„Da reicht leider das E-Kennzeichen nicht, auch wenn natürlich jedes E-Fahrzeug eine grüne Plakette kriegen sollte. Aber zum einen muss für die Kommunen, für die kontrollierten Behörden auf den ersten Blick ersichtlich sein, dass es eben so eine Umweltplakette vorhanden ist, wenn man mit dem Fahrzeug in einer Umweltzone steht. Und zum Zweiten: Es gibt ja auch Hybridfahrzeuge, die ein E-Kennzeichen haben und da ist ja quo Definition ein Verbrennermotor verbaut und der muss eben auch entsprechend geprüft sein.“
Nach Einschätzung des finanziellen Aufwands hat sich Junis Marie aber gegen einen Anwalt entschieden und das Bußgeld bezahlt. Von den Behörden hätte sich Junis Marie allerdings mehr Kulanz gewünscht.