Arztpraxen wegen Protestaktion geschlossen

Wenn Sie heute zum Arzt wollten, standen Sie vielleicht vor verschlossenen Türen: Denn deutschlandweit haben heute viele niedergelassene Ärzte gegen die geplanten Sparmaßnahmen der Bundesregierung im Gesundheitsbereich protestiert. Sie sehen nicht nur ihre Existenz, sondern auch die Versorgung der Patienten in Gefahr.

Jan Henniger ist Facharzt für Chirurgie und als niedergelassener Arzt in Frankfurt tätig. Er behandelt in seiner Praxis gesetzlich versicherte Patienten. Eingewachsene Zehennägel, Leistenbrüche, kaputte Kniegelenke – all das wird hier heute nicht versorgt. Denn aus Protest gegen eine Entscheidung der Bundesregierung von vergangener Woche bleibt die Praxis heute geschlossen. Konkret geht es dabei um die Streichung der so genannten Neupatientenregelung von 2019, mit der die Regierung finanzielle Anreize für Ärzte geschaffen hatte, neue Patienten aufzunehmen. Auf diese Zusatz-Einnahmen sollen die niedergelassenen Ärzte künftig verzichten, um die Krankenkassen zu entlasten.
Jan Henniger, Facharzt für Chirurgie: „Das ist natürlich bei einer Inflation von über zehn Prozent ein Grauen für eine Praxis. Und nicht nur für eine Praxis, sondern für viele Praxen. Wir müssen unsere Mitarbeiter ernähren. Ich als chirurgische Praxis – ich muss ein Röntgen betreiben, wo ich Energiekosten habe. Wir haben steigende Mietkosten.“
So sei alleine die Miete für seine Praxis innerhalb eines einzigen Jahres um mehr als 15 Prozent gestiegen. Das passe nicht mit der Ankündigung der gesetzlichen Krankenkassen zusammen, für die kommenden zwei Jahre eine Nullrunde für ärztliche Honorare festzuschreiben. Denn das sei sowohl für die Arztpraxen als auch für Patienten nicht gut.
Jan Henniger, Facharzt für Chirurgie: „Gesetzlich Versicherte müssen ordentlich versorgt werden können. Und die Praxen müssen davon leben können, gesetzlich Versicherte zu behandeln. Das muss doch machbar sein in unserem Land.“
Steigende Kosten und gleichzeitig weniger Einnahmen: Sollten die Bundesregierung und die Krankenkassen bei ihren Entscheidungen bleiben, sieht Jan Henniger für viele ambulante Praxen in Deutschland schwarz.
Jan Henniger, Facharzt für Chirurgie: „Wenn es sich nicht mehr rentieren wird für unsere Kollegen, dann bleibt ihnen nichts anderes übrig, als zuzumachen. Und dann sind sie in sozial schwachen Gebieten oder im ländlichen Raum einfach unterversorgt. Und gleichzeitig machen Ihnen die Krankenhäuser zu, und dann haben Sie keine Versorgung für Ihre Patienten. Und das ist doch tragisch in einem Land, in dem wir mehr als genug Geld haben, um unsere Leute zu versorgen.“
Denn nichts anderes wolle er schließlich als Arzt: Menschen helfen – mit der bestmöglichen medizinischen Behandlung. Eine Ausnahme wolle er erst am 30. November wieder machen: Denn dann sollen die Arztpraxen in Deutschland aus Protest erneut geschlossen bleiben.