Arzthelferinnen fehlen

Aktuell sind viele Menschen krank und vielleicht ist es Ihnen auch schon passiert, eine Arztpraxis zu erreichen, ist dann manchmal gar nicht so leicht. Denn auch hier ist der Fachkräftemangel voll ausgeprägt. Einer Umfrage zufolge ist fast jede zweite Arzthelferin in ihrem Job unzufrieden. Immer mehr Praxen in Rheinland-Pfalz haben Probleme, Mitarbeiter zu finden. Für diejenigen, die noch da sind, heißt das: zusätzlicher Stress.

Seit über 30 Jahren ist Gabriela Afonso medizinische Fachangestellte, kurz MFA. Als sie sich für den Beruf entschieden hat, hieß er noch Arzthelferin.
Gabriela Afonso, Medizinische Fachangestellte
„Er ist wahnsinnig vielseitig, man ist am Telefon, man nimmt Blut ab, man schreibt EKGs, man steht auch mal so in Kontakt mit den Patienten, ist Seelsorger, hört zu, also es gibt für mich nichts Schöneres.“
Doch auch der schönste Beruf hat seine Schattenseiten. In den vergangenen Jahren sei ihr Job immer bürokratischer geworden, erzählt Gabriela Afonso. Immer häufiger seien Patienten ihr gegenüber gereizt, teilweise sogar beleidigend und aggressiv. Ihr fehlt die Wertschätzung.
Gabriela Afonso, Medizinische Fachangestellte
„Über die Pflege wurde gesprochen, über die Krankenhäuser wurde gesprochen, über die Krankenschwestern. Keiner erwähnte die MFAs und wir standen die ganze Zeit an vorderster Front, wir waren die ersten Ansprechpartner und mussten das irgendwie im Alltag noch mit einbauen. Und wenn Sie dann so wenig Wertschätzung bekommen, auch noch die schlechte Bezahlung, die langen Arbeitszeiten, wenn Sie das alles zusammensehen, gibt es dann leider viele Kollegen, die dem Beruf den Rücken zukehren.“
Für Gabriela Afonso kommt das nicht in Frage. Aber auch sie sagt, von ihrem Gehalt könnte sie alleine nicht leben. Im Durchschnitt verdient eine rheinland-pfälzische MFA monatlich rund 2.500 Euro brutto.
Einfach mehr zahlen – so gern sie es würde, es geht nicht, sagt Praxischefin Verena Gall.
Dr. Verena Gall, Hausärztin in Mommenheim
„Wir sind ja im Gegenzug zu anderen Branchen nicht in der Lage, unsere Einnahmen beliebig zu steigern. Weder über Mehrarbeit, was einfach auch daran liegt, dass wir einfach schon an unserer Kapazitätsgrenze, was die Patientenzahlen angeht, arbeiten faktisch. Noch eben, dass wir unsere Preisgestaltung selbst in der Hand haben.“
Denn in Rheinland-Pfalz erhalten Hausärzte für jeden Patienten pro Quartal 70 Euro von den Krankenkassen. Unabhängig davon, wie häufig der Patient kommt.
Die Landesärztekammer will sich für eine bessere Bezahlung stark machen und den Beruf der MFA bei jungen Leuten wieder mehr bewerben. Kurzfristig ist das Glas aber eher halb leer.
Dr. Jürgen Hoffart, Hauptgeschäftsführer Landesärztekammer Rheinland-Pfalz
„Der Bedarf ist hoch und die Lage würde ich als angespannt bezeichnen, weil einfach immer weniger – es ist ja ein Ausbildungsberuf – und immer weniger zeigen Interesse an einem Ausbildungsberuf. Wenn wir nicht schaffen, da mehr Lösungen zu finden, wird das auch der Patient merken und zwar negativ.“
Trotzdem, Verena Gall und ihr Team wollen in Mommenheim für ihre Patienten das Beste geben. Als Gegenleistung wünschen sie sich ein wenig Geduld und gerne mal ein Lächeln.