Arbeiter-Samariter-Bund übt mit Virtual Reality

Wenn ein Rettungswagen zu einem Unfall mit Verletzten gerufen wird, dann muss vor Ort bei den Sanitätern jeder Griff sitzen. Um künftige Sanitäter darauf optimal vorzubereiten, geht der Arbeiter-Samariter-Bund in Mainz-Bingen ganz neue Wege: Als einer der ersten Rettungsdienste deutschlandweit setzt er auf virtuelle Realität.

Motorradunfall nachts auf einer Landstraße, jetzt zählt für die herbeigeilten Sanitäter jede Sekunde. „Geht es Ihnen gut?“ In Wirklichkeit befindet sich der angehende Notfallsanitäter Luca Knierim in einem Schulungsraum. Durch die VR-Brille sieht er mehr als nur einen schlichten Dummy. Und: Alle Kursteilnehmer können ihm bei dem Einsatz über die Schulter schauen. Aus Sicht des 19-Jährigen eine viel realistischere Vorbereitung auf den Ernstfall.
Luca Knierim, angehender Notfallsanitäter
„Weil das was ganz Ungewohntes ist, wenn man die Reanimation die ganze Zeit in der Schule auf dem Boden übt. Und dann kommt man plötzlich in einen echten Einsatz und macht’s wirklich auf der Straße oder direkt im Rettungswagen oder zuhause in der Wohnung.“
Als nächstes ist Emma Schmidt an der Reihe, sie entscheidet sich für ein Szenario in einem Krankenhaus. Das Programm gibt ihr zudem wichtige Tipps. „Unterbrechen Sie die Herzdruckmassage nicht länger als zehn Sekunden.“ Und sie lernt, sich auf verschiedene Situationen einzustellen.
Emma Schmidt, angehender Notfallsanitäterin
„Was man hier mit der Brille sieht, ist viel authentischer, sag ich jetzt mal. Wenn man hier einfach mit der Puppe reanimiert, hat man nicht diese ganzen Situationen.“
Der ASB im Landkreis Mainz-Bingen versucht schon seit längerem, seine Ausbildung so realitätsnah wie möglich zu gestalten. Dank der virtuellen Realität muss er künftig seltener aufwendige Großübungen vorbereiten.
Gerald Fuhr, Ausbildungsleitung ASB Mainz-Bingen
„In die dann entsprechend Patientendarsteller eingeladen wurden, wo wir dann mit entsprechenden Schminkteams arbeiten mussten, um so ein Gesamtszenario herzustellen. Und in Virtual Reality ist das ein Mausklick und wir haben die gleiche Umgebung hergestellt.“
Der Rettungsdienst gibt dem Entwickler aus Tschechien zudem Rückmeldung, wie der sein Programm noch realistischer gestalten kann. Ganz oben auf der Wunschliste: Noch mehr zum wirklichen Anfassen.
Leos Kubicek, Geschäftsführer Virtual Lab
„Wir können zwar bereits einen typischen Dummy anschließen. Aber wir könnten auch noch viel mehr medizinisches Equipment in das System integrieren.“
Bald soll es auch einen Multiplayer geben und noch mehr Szenarien, in denen die Sanitäter etwa von weiteren Unfallbeteiligten abgelenkt werden könnten. Damit die künftigen Notfallsanitäter bestens auf ihren ersten Einsatz vorbereitet sind.