Apotheken werden bei Impfungen ausgebremst

Um die Kontrolle über die Pandemie nicht zu verlieren, müssen Testkapazitäten ausgebaut und mehr Menschen geimpft werden. Helfen sollen dabei auch Apotheker. Bereits Anfang Dezember haben Bund und Länder beschlossen, dass Apotheker mitimpfen dürfen. Einige von ihnen sind längst einsatzbereit. Doch fast zwei Monate später gibt es den Piks bei der Apotheke um die Ecke, noch immer nicht.

Einen Beitrag zur Pandemiebekämpfung leisten – das ist das Motto von Apothekerin Julia Sachse aus Mainz. Und das nimmt sie ernst. Neben dem normalen Apothekenbetrieb, stellt sie Impfzertifikate aus, bietet Corona-Schnelltests und PCR-Tests an. 80 Stunden arbeitet sie pro Woche dafür. Zusätzlich möchte sie auch impfen. Gestern kamen 30 BioNTech-Impfdosen in der Apotheke an. Nun könnte auch sie Impftermine anbieten. Eigentlich.
Julia Sachse, Leiterin Phönix Apotheke Mainz
„Ich habe also meine Qualifikation erbracht. Ich habe die der Kammer angezeigt, habe auch meine Berechtigung bekommen Impfstoff zu bestellen. Der Impfstoff ist da. Die Qualifikation ist da. Impfwillige sind auch da. Jetzt fehlt es aber noch an einer ganz kleinen Schnittstelle zwischen der Apothekerschaft und dem Robert-Koch-Institut.“
Da sie die Impfungen noch nicht an das Robert-Koch-Institut melden kann, darf sie auch nicht impfen. Zuständig für die Verbindung zum Robert-Koch-Institut ist der Apothekerverband. Sprecherin Petra Engel-Djabarian verteidigt den Prozess und mahnt zur Geduld.
Petra-Engel-Djabarian, Sprecherin Apothekerverband Rheinland-Pfalz
„Der Verband, also in dem Fall der Deutsche Apothekerverband, ist zuständig für diese elektronische, für das elektronische Meldeverfahren. Allerdings ist die Verordnung erst am 11.01. spruchreif gewesen. Und insofern braucht man natürlich noch ein bisschen Zeit, um diese Verordnung umzusetzen. Da ist es ja auch so, dass möglichst keine technischen Fehler passieren sollen und das Ganze von Beginn an Reibungslos abläuft.“
Probleme, wie bei der Einführung des digitalen Impfzertifikats, will der Verband vermeiden.
Weil die Zahl der Neuinfektionen steil ansteigt, will Julia Sachse so schnell wie möglich mit dem Impfen beginnen.
Julia Sachse, Leiterin Phönix Apotheke Mainz
„Die Zahlen explodieren. Wir haben die 100.000-Marke geknackt. Wer jetzt nicht rennt, den wird es erwischen. Und deshalb glaube ich, dass gerade in den nächsten Wochen die Impfbereitschaft nochmal steigen wird. Und ich glaube nicht, dass wir zu spät sind.“
Neben den Schnelltests, bietet Julia Sachse auch spezielle PCR-Tests an. Dieser Apparat kann Abstriche innerhalb von nur 15 Minuten auswerten, auf PCR-Niveau. So können Corona-Infektionen sicher und schnell erkannt werden. Eine Alternative – jetzt wo die Kapazitäten der Testlabore ausgeschöpft sind.
Julia Sachse, Leiterin Phönix Apotheke Mainz
„Wenn in jeder Apotheke so ein NAT-Gerät stehen würde, könnten wir pro Apotheke 30 PCR-Testungen pro Tag schaffen. Und wenn man das auf die Apotheken hochrechnet, ist das natürlich schon eine enorme Summe, die da zustande kommen könnte, um eben wertvolle Laborkapazitäten sich aufzusparen für medizinisches Personal, Risikopatienten etc.“
Doch auch hier gibt es einen Haken. Gesundheitsämter erkennen den 15 Minuten PCR-Test nicht an. Obwohl ihr viele Steine in den Weg gelegt werden, bleibt Julia Sachse optimistisch. Sie hofft, dass sie nächste Woche endlich impfen kann. Um einen weiteren Beitrag bei der Pandemiebekämpfung zu leisten.