Angehörige der Opfer von Hanau wollen Antworten

Knapp 22 Monate ist es her, dass ein offenbar psychisch Kranker in Hanau neun Menschen mit Migrationshintergrund, seine Mutter und sich selbst erschoss. Das Bundeskriminalamt stuft das Verbrechen als rechtsextremistische und rassistische Tat ein. Viele Fragen um die Nacht von Hanau sind noch offen und die soll ein Untersuchungsausschuss des Landtages klären. Heute haben zum ersten Mal Angehörige der Opfer ausgesagt.

Eine Mahnwache vor den Toren des Landtags. Angehörige und Freunde erinnern an die Mordopfer von Hanau. Die Cousine des ersten Opfers ist auch die erste, die den Abgeordneten Rede und Antwort steht. Und die ihre Fragen formuliert.
Vaska Zlateva, Cousine von Kaloyan Velkov
„Wir fragen uns, warum man einem psychisch Kranken eine Waffe gegeben hat oder erlaubt hat, eine Waffe zu führen. Diese Frage ist sehr wichtig für uns zu wissen. Ein psychisch Kranker verdient es nicht, eine Waffe zu führen. Und er hat auf einer Website Warnungen von sich gegeben – eine Woche zuvor!“
Am 19. Februar 2020 hatte ein offenbar paranoider Deutscher aus mutmaßlich rassistischen Motiven neun junge Menschen erschossen. Zuvor hatte er ein Manifest mit Verschwörungserzählungen und Vernichtungsphantasien verfasst. Die Zeugenaussage von Vaska Zlateva wirft einige Fragen über den Umgang mit den Angehörigen der Opfer auf.
Jörg-Uwe Hahn, FDP, Obmann Hanau-Untersuchungsausschuss
„Es gibt halt Regeln, die die Polizei einzuhalten hat, und das sind Belehrungspflichten. Ich finde schon, dass es dazu gehört, in so einer Situation zu sagen: ‚Aber Sie haben das Recht als Angehörige, sich einen Anwalt zu nehmen, der zum Beispiel Akteneinsicht nimmt‘. Das ist offensichtlich bei ihr nicht geschehen.“
Es sind viele Fragen, die sich um das Verhalten der Behörden drehen, mit denen sich die Abgeordneten befassen müssen. Die CDU ist aber zuversichtlich:
Michael Müller, CDU, Obmann Hanau-Untersuchungsausschuss
„Ich glaube, in diesem besonderen Fall werden wir nahezu alle Fragen beantworten können. Der Sachverhalt ist ziemlich eindeutig, das, was geschehen ist, sehr gut ermittelt, und die Fragen, die gestellt werden, glaub ich, werden sehr gut beantwortet werden können.“
Noch ist der Ausschuss ganz am Anfang. Die erste Zeugin hofft, dass am Ende Gerechtigkeit und Wahrheit steht.
Vaska Zlateva, Cousine von Kaloyan Velkov
„Ich werde wie jeden Tag traurig nach Hause zurückgehen. Es ist aber wichtig, dass dieser Tag heute so gelaufen ist, dass man mir Gehör geschenkt hat.“
Einen Abschlussbericht wird es erst 2023 geben. Die Opfer werden auch dann nicht vergessen sein.