Amputierte spielen weiter Fußball
Nicola Roos wollte schon als junges Mädchen einfach nur Fußball spielen. Mit 14 Jahren ist sie so gut, dass sie eine Klasse höher bei den Jungs mitkicken darf. Doch dann der Schock: Bei Nicola wird Knochenkrebs im rechten Knie diagnostiziert. Ihr Bein muss amputiert werden. Doch noch im Krankenhaus fasst sie den klaren Entschluss: Vom Fußballspielen soll dieser Schicksalsschlag sie nicht abhalten.
Die Prothese ab, den Fußballschuh geschnürt, dann geht es raus zum Training der Amputierten-Fußballer von Mainz 05. Mit dabei: Nicola, 18 Jahre alt. Für das Training kommt sie jedes Mal extra aus Karlsruhe. Zuletzt wurde die Abiturientin sogar in die deutsche Amputierten-Nationalmannschaft berufen – und das als einzige Frau.
Nicola Roos, Nationalspielerin
„Fußball bedeutet mir einfach sehr viel und es ist einfach so mein Traumsport und deswegen nimmt man dann auch den Weg auf sich. Und auch wenn man jetzt eben Bundesliga und Nationalmannschaft spielen kann, ist es eben schon auch eine enorme Chance einfach weiterzuleben.“
Stefan Schmidt ist Nicolas Kapitän – bei Mainz 05 und in der Nationalmannschaft. Er hat sein Bein nach einer Verletzung beim Fußballspielen verloren und kämpft seitdem nicht nur um jeden Ball auf dem Platz, sondern auch dafür, dass der Amputierten-Fußball einen Platz in der Mitte der Gesellschaft findet.
Stefan Schmidt, Kapitän Mainz 05
„Das Besondere ist halt eben, dass es eigentlich nix Besonderes ist. Als Außenstehender sieht man so: ‚Die Armen, denen fehlt ein Bein und die spielen trotzdem Fußball‘ und eigentlich könnte man das Mitleid halt weglassen und einfach nur sehen, dass immer noch Menschen halt ganz normal weiter Fußball spielen, egal welche Beeinträchtigung sie halt haben.“
Die Regeln beim Amputierten-Fußball sind simpel. Gespielt wird sieben gegen sieben. Dabei müssen alle Feldspieler Beinamputiert, die Torwarte müssen Armamputiert sein. Mit den Krücken oder dem Beinstumpf darf der Ball nicht gespielt werden.
Jürgen Menger hat früher selbst für Mainz 05 gespielt. Nachdem sein Sohn ein Bein verloren hatte, wurde er dessen Trainer und stellte sich die Frage:
Jürgen Menger, Trainer Mainz 05
„Wie trainiert man Menschen mit dieser Behinderung? Und wie hat dann mein Trainerkollege, der Jörg Schmidtke gesagt: ‚Genauso wie du deine anderen Mannschaften trainiert hast. Wandle es etwas ab.‘ Und dann habe ich gesagt: ‚Gut ich werde das mal probieren.’“
In der Amputierten-Fußball-Bundesliga stehen die Mainzer aktuell auf dem zweiten Platz. Und auch wenn sie die Meisterschaft natürlich im Blick haben, wollen die Spieler und ihr Trainer vor allem eines: ihren Sport nach vorne zu bringen.
Jürgen Menger, Trainer Mainz 05
„Dass wir hier durch unsere Leistungen Menschen animieren, nicht zu Hause Trübsal zu blasen, sich zu Hause hinzusetzen und über ihr Schicksal nachzudenken, sondern es in die Hände zu nehmen und sich uns anzuschließen oder den anderen Teams.“Stefan Schmidt, Kapitän Mainz 05
„Das Ganze verdient halt viel mehr Aufmerksamkeit. Am liebsten halt wirklich mit TV-Übertragung, vielleicht sogar ein Stadion. Das wäre natürlich ein Traum.“Nicola Roos, Nationalspielerin:
„Dass man die Möglichkeit hat, auch eine Nationalmannschaft der Frauen zu gründen. Oder eben, dass es die Möglichkeit gibt. Ganz alleine geht es natürlich nicht.“