Amokfahrer von Trier verurteilt

Es passierte am 1. Dezember 2020: Plötzlich biegt ein Geländewagen in die Trierer Fußgängerzone ein, fährt mit hohem Tempo gezielt auf Menschengruppen zu, die vor Geschäften stehen. Am Ende sind fünf Menschen tot, darunter ein Baby. Viele werden verletzt, sind bis heute traumatisiert. Für diese Amokfahrt steht seit fast genau einem Jahr ein 52-Jähriger vor dem Trierer Landgericht. Heute – nach 41. Verhandlungstagen – haben die Richter ihr Urteil gesprochen.

Eine lebenslange Haftstrafe – so lautet das Urteil gegen Bernd W. Außerdem stellten die Richter die besondere Schwere der Schuld fest. Damit ist eine vorzeitige Haftentlassung nach 15 Jahren nahezu ausgeschlossen.
Die Kammer sieht es als erwiesen an, dass der 52-jährige Mann aus Trier-Zewen mit seinem Auto in die Fußgängerzone raste, um möglichst viele Menschen zu töten.
Für die Überlebenden und die Angehörigen der Opfer bedeutet der heutige Tag nur einen vorläufigen Abschluss. Ob und wann sie das Geschehene jemals verarbeiten können ist fraglich.
Wolfgang Hilsemer, hat seine Schwester bei der Amokfahrt verloren
„Ich bin jetzt echt erleichtert, dass das Ganze jetzt endlich vorbei ist. Zufrieden wäre ich, wenn ich nächste Woche mit meiner Schwester den 75. Geburtstag feiern könnte. Dann wäre ich zufrieden. So bin ich nur erleichtert und Gott sei Dank, dass es jetzt vorbei ist und ich ohne die Gerichtsterminen endlich wieder schlafen kann.“
Das Gericht ordnet für Bernd W. heute außerdem die Unterbringung in einer geschlossenen Psychiatrie an. Sollte er daraus entlassen werden, käme der Verurteilte ins Gefängnis. So hatten es auch die Opferanwälte gefordert.
Otmar Schaffarczyk, Anwalt der Nebenklage
„Ja, es ist nicht nur ein Urteil im Namen des Volkes gefallen, sondern auch ein Urteil für alle Hinterbliebenen und für die Stadt Trier. Unsere Forderung hat sich erfüllt. Aus meiner Sicht wird er nie wieder in Freiheit kommen.“
Wolfgang Hilsemer, Angehöriger eines Todesopfers
„Hauptsache der schließt jetzt die Augen; entweder im Gefängnis oder in der Psychatrie. Und das ist, glaube ich, für mich das Wichtigste. Dass der nicht mehr raus kommt.“
Das Gericht folgt mit dem Urteil den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Die Amokfahrt habe großes Leid über viele Familien und die Stadt gebracht, so der Staatsanwalt Eric Samel.
Eric Samel, Oberstaatsanwalt
„Wir sind natürlich vor diesem Hintergrund zufrieden, dass es gelungen ist im Rahmen dieses doch sehr langen Verfahrens die entsprechenden Beweise zu führen und dass das Gericht sich auch die entsprechende Überzeugung davon bilden konnte.“
Die Verteidiger von Bernd W. hatten sich vornehmlich auf das psychologische Gutachten gestützt. Darin waren dem Angeklagten paranoide Schizophrenie und Wahnvorstellungen diagnostiziert worden. Die Verteidiger hatten deshalb für eine verminderte Schuldfähigkeit ihres Mandanten plädiert.
Frank K. Peter, Verteidiger von Bernd W.
„Wir prüfen, ob wir Revision einlegen werden. Zwar ist die Unterbringung das, was wir auch beantragt hatten, aber im Hinblick auf die besondere Schwere der Schuld und im Hinblick auf eine mögliche Strafmilderung, im Hinblick auf eben diese verminderte Schuldfähigkeit kann man über eine Revision diskutieren.“
Der heute verurteilte Täter, Bernd W., hatte im gesamten Prozess geschwiegen – beharrlich bis zum Schluss. Kein Bedauern, keine Entschuldigung, keine Erklärung zum Motiv seiner Tat.
Thorsten Arnold, Reporter
„Bei der Urteilsverkündung schaute Bernd W. ganz starr in Richtung der Richterin, eine echte Gefühlsregung war bei ihm auch heute nicht zu erkennen. Im weiteren Verlauf machte er sich ein paar Notizen, schaute einmal kurz auf, schaute rüber zu den Anwälten der Nebenklage und den Hinterbliebenen der Opfer, für die es auch heute nochmal ein ganz schwieriger Tag war hier im Gerichtssaal. Denn während der Urteilsbegründung wurde noch einmal detailliert der Verlauf der Amokfahrt geschildert; wie die Opfer vom Fahrzeug getroffen wurden und welche Verletzungen sie erlitten hatten. Manche Hinterbliebene schlugen die Hände vors Gesicht, andere fingen an zu weinen.“
Die Amokfahrt von Trier. Sie hat nicht nur das Leben der unmittelbar Betroffen verändert, sondern auch das Sicherheitsgefühl einer ganzen Stadt. Fünffacher Mord, 18-facher versuchter Mord. Der Mörder: Bernd W.
Jetzt ist der Prozess zu Ende, doch ein Wort bleibt in großen Buchstaben stehen: WARUM.