Als die französische Revolution nach Hochheim kam

Hochheim am Main ist heute ein beschauliches Städtchen. Doch vor mehr als 200 Jahren spielte sich in Hochheim Weltgeschichte ab. Damals kam die Französische Revolution nach Deutschland und Hochheim war ein Brennpunkt. Hier gingen ganze Armeen ein und aus. Tausende Soldaten campierten in dem kleinen Winzerörtchen. Eine Ausstellung zeigt jetzt Gegenstände aus dieser Zeit. Eine Spurensuche.

David Rischke, Reporter in Hochheim
„Trommeln. Durchziehende Soldaten. Damals: Alltag für die Menschen in Hochheim. Hier wachsen friedliche die Reben. Doch damals waren diese rausgerissen, die Soldaten haben Gräben ausgehoben, Festungswerke gebaut und Zeitweise halten sich in und um Hochheim rund 200.000 Soldaten auf. Unvorstellbar.“
Ich will mehr über diese spannende Zeit erfahren. Die Straßen der Altstadt haben sich seit den Revolutionsjahren nicht verändert, stehen unter Denkmalschutz.
Klaus Umstätter ist beim örtlichen Heimatverein aktiv.
David Rischke, Reporter: „Und wie hat die Bevölkerung darunter gelitten, dass also dieses ganze Feuerholz für Soldaten gebraucht wurde?“
Klaus Umstätter, Heimatverein „Alt-Hochheim“: „Für die Bevölkerung war das schlimm, weil der Weinbau für Hochheim immer schon eine tragende Basis war für das Leben und jetzt ohne die Reben einige Jahre keine Ernte möglich war. Das dauert schon einige Jahre.“
David Rischke: „Das war eine Katastrophe.“
Klaus Umstätter: „Das war eine absolute Katastrophe. Die noch dadurch verschärft wurde, dass die ganzen Weinvorräte geplündert wurden, getrunken wurden und verschleppt wurden.“
Dann geht’s zur Dauer-Ausstellung. Sie heißt: „Zum fliegenden Jakobiner“. Als Jakobiner wurden damals französische Republikaner bezeichnet. Das waren die, mit den roten Mützen.
Siegfried Kirsch hat an der Ausstellung mitgearbeitet.
David Rischke: „Diese Uniform ist ein Prachtstück. Glitzernd. Aber die Realität sah ja nicht immer so aus.“
Siegfried Kirsch, Heimatverein „Alt-Hochheim“: „Das ist richtig. Denn die zehn oder hunderttausend Soldaten, die aus Frankreich eingefallen sind, die waren angezogen mit solchen Lumpen. Zum Teil waren sie barfuß oder mit Holzschuhen. Man kann sich nicht vorstellen, wie man in dieser Verfassung Hunderte Kilometer durchs Land gezogen ist. Und die Bauern, oder die Landbevölkerung hat sich gewundert, dass die Soldaten, die ja eigentlich die Freiheit und Gleichheit bringen wollten, so zerlumpt daherkamen und hatten sich gedacht: ‚Wenn ihr uns das herbringen wollt – darauf können wir gern verzichten‘.“
Worauf die Ausstellung natürlich nicht verzichten kann: eine Guillotine. Das Symbol für die radikalen Auswüchse der Französischen Revolution. Ein schauriges Highlight der Ausstellung.
Genauso, wie diese Jeans-Jacke. Getragen von einem französischen Offizier. Die gab es damals schon.
Das und noch vieles mehr: zu bestaunen in der Alten Malzfabrik in Hochheim.