Allianz gegen Geldautomatensprengungen

Es ist ein kriminelles Phänomen, das erst in den letzten Jahren so richtig aufgekommen ist – die Sprengung von Geldautomaten. Mittlerweile explodiert in Deutschland fast täglich ein Automat. Auch in Hessen steigt die Zahl der Fälle. 2021 waren es so viele wie noch nie zuvor. Und auch in dieser Woche sind schon zwei Sprengungen gemeldet worden. Um dieses Kriminalitätsfeld einzudämmen, haben sich Polizei und Geldinstitute jetzt zusammengetan und eine Allianz gegründet.

„3 – 2 – 1“
Ein lauter Knall – und schon ist der Weg frei zum Geld. Geldautomatensprengungen werden ein immer beliebteres Mittel bei Kriminellen. Wie hier in der Simulation der hessischen Polizei, mit Sicherheitsabstand und unter strenger Beobachtung, läuft das bei einem Überfall aber nicht.
Allein in Hessen gab es im letzten Jahr 56 Geldautomatensprengungen. Im Schnitt ist also jede Woche ein Automat explodiert. In Rheinland-Pfalz waren es 23. 2022 sind die beiden Bundesländer mit 16 beziehungsweise 17 Delikten bisher ziemlich gleich auf. In Hessen haben die Diebe in den ersten viereinhalb Monaten dieses Jahres insgesamt 270.000 Euro erbeutet. Hinzu kommen Sachschäden in Höhe von mehr als 2,6 Millionen Euro.
Grund für die hohe Schadensumme sind die veränderten Methoden der Kriminellen. Statt Gas setzen sie vermehrt feste Sprengstoffe ein. Das birgt auch eine deutlich höhere Gefahr für Anwohner, Bankkunden oder -Mitarbeiter.
Peter Beuth (CDU), Innenminister Hessen: „Das wirkt wie eine Bombe und das hat schon dazu geführt natürlich erhebliche Gebäudeschäden an den Standorten der Geldautomaten dort stattgefunden haben. Wir hatten eine entsprechende Sprengung, wo die einen Obdachlosen in einem solchen Raum nicht gesehen haben, nicht erkannt haben und der nur durchglücklichste Umstände wirklich schadlos geblieben ist.“ (22s)
Um solche Schäden zu vermeiden und die Anzahl der Delikte einzudämmen, hat das Landeskriminalamt ein neues Analysetool entwickelt. Das polizeiliche Informationssystem liefert Hinweise auf Personendetails, Methoden, bevorzugte Zielobjekte und mögliche Anfahrtswege der Täter.
Andreas Röhrig, Präsident Hessisches Landeskriminalamt: „Und das kombinieren wir natürlich dann mit den Informationen aus dem Banken- und Kreditbereich, die uns eben sagen, wo die Geldautomaten sind, welche Geldautomaten wo sind. Und das in der Kombination führen wir dann so zusammen, dass wir sagen: Unter diesen Umständen, in diesem Bereich, mit dieser Beschaffenheit ist hier ein hohes, mittleres oder geringes Risiko, dass hier eine Automatensprengung durchgeführt wird.“ (26s)
Je höher das Risiko, desto wichtiger, dass vor Ort Sicherheitsvorkehrungen getroffen werden. Das können zum Beispiel Maßnahmen wie die Sicherung des Raums durch akustische oder visuelle Effekte sein oder auch die Entwertung des Geldes durch eine im Automaten integrierte Farbkartusche, die bei einer Sprengung mitexplodiert. Für die Umsetzung dieser Maßnahmen sind die Geldinstitute selbst verantwortlich. Worin liegt dann der Vorteil der Allianz?
Günter Groß, Bereichsleiter der Volksbank Rhein-Limburg-Lahn: „Wo viele Menschen zusammen sind, gibt es viele gute Ideen, die gemeinsam umgesetzt werden können. Sicherlich könnte der ein oder andere gewisse Dinge alleine umsetzen, aber ich glaube, hier ist die Schwarmintelligenz gefordert und die macht viel aus.“ (13s)
Bisher ist Hessen deutschlandweit das einzige Bundesland, in dem diese Allianz existiert. Günter Groß und seine Kollegen aber möchten dieses Projekt auch in den Nachbarländern anleiern, um Geldautomatensprengungen möglichst unattraktiv für die Täter zu machen und so für mehr Sicherheit zu sorgen.