Aktionstag für mehr Respekt

Immer wieder kommt es auch in Rheinland-Pfalz zu Gewalt gegen Einsatzkräfte. So auch im Februar in Trier, als die Polizei zu einem Streit in einer Diskothek gerufen und dann vor Ort plötzlich von 40 Menschen mit Fäusten, Flaschen und sogar einem Einkaufswagen angegriffen wurde. Übergriffe wie diese gibt es immer mehr – auch gegen andere Personen im öffentlichen Dienst.

Üben für den Ernstfall. Mainzer Gerichtsvollzieher trainieren heute am Amtsgericht den richtigen Einsatz von Pfefferspray und Griffe zur Selbstverteidigung. Leider sind solche Vorbereitungen nötig, denn die rund 190 Rheinland-pfälzischen Gerichtsvollzieher dringen tagtäglich in hochsensible Lebensbereiche ein, zum Beispiel, wenn sie auf richterliche Anordnung Wohnungen räumen, Eigentum pfänden oder Kinder aus Familien entfernen müssen. Fast alle sind dabei schon einmal Opfer von Bedrohungen oder körperlichen Angriffen geworden – so auch Markus Greef.
Markus Greef, Obergerichtsvollzieher
„Ein Fall ist mir selbst passiert, das war am Freitag den 13, im Jahre 2004. Da wurde bei mir am Privathaus das Auto manipuliert, plattgestochen. Und als ich dann in mein Haus zurück wollte, um Termine abzusagen und den Reifen zu wechseln, wurde auf mich geschossen. In Kopfhöhe. Und das habe ich nur überlebt, weil ich mich instinktiv gedreht habe.“
Leider ist das kein Einzelfall. In Hessen wurde 2020 ein Mann wegen versuchten Mordes verurteilt, weil er einen Gerichtsvollzieher und dessen Begleiter mit Schüssen aus einer Pistole verletzt hatte damit seine Wohnung nicht geräumt wird.
Die Gewalt gegen Einsatzkräfte hat in Rheinland-Pfalz im letzten Jahr um 15 Prozent zugenommen. So wurden alleine Polizeibeamte fast 1.800 Mal das Ziel von körperlichen Angriffen, so auch Johannes Jung aus Mainz. Er berichtet heute, wie er an Rosenmontag im Dienst angegangen, beleidigt und von einem alkoholisierten Mann mit Blut bespuckt worden war.
Johannes Jung, Gruppenführer Bereitschaftspolizei Mainz
„In dem Zeitraum, in dem ich bei der Polizei bin, hat man schon das Gefühl, dass, nicht in massivem Rahmen, aber dass der Respekt vor Polizisten, Rettungskräften und so weiter abnimmt, dass man in seiner Rolle eher negativ gesehen wird als positiv. Das ist doch mit der Zeit ein Verlauf, den ich so beobachten kann.“
Um auf die Gewaltproblematik hinzuweisen veranstaltet die Landesregierung seit 2019 die Aktionstage „Respekt. Bitte.“, die zu einer Sensibilisierung der Bevölkerung für einen respektvollen Umgang mit den Einsatzkräften führen soll.
Michael Ebling (SPD), Innenminister Rheinland-Pfalz
„Respekt ist etwas, das will ich nicht nur selbst haben, das kann ich auch anderen geben und genau dafür werben wir. Denen den Rücken zu stärken, die für die Allgemeinheit, für das Gemeinwohl arbeiten. Das ist die Polizei, aber das sind auch all die anderen die für den Staat tätig sind.“
Aktionstage werden das Problem der zunehmenden Verrohung wohl genauso wenig lösen, wie ein Selbstverteidigungskurs. Trotzdem sind sie auch für die Betroffenen wichtig.
Markus Greef, Obergerichtsvollzieher
„Dadurch dass das ein Stückweit publik wird, wird es vielen Menschen noch einmal ins Bewusstsein gerufen, dass man versuchen sollte, sich respektvoll zu verhalten und wenn das gelingt und wenn es nur zu einem gewissen Prozentsatz gelingt, dann haben wir schon viel erreicht.“
Und auch Johannes Jung betont: Solange die meisten Bürger ihm und seinen Kollegen noch mit Respekt begegnen, macht er seine Arbeit noch gerne.