Agentur für Arbeit zieht Jahresbilanz

Momentan hat man so das Gefühl, dass keine Sendung ohne das Thema „Fachkräftemangel“ auskommt. Und auch heute ist es wieder so – zeigt der aktuelle Arbeitsmarktbericht, der in Mainz vorgestellt wurde. Bei rund 80 Prozent der offenen Stellen wird eine Ausbildung oder ein Studium vorausgesetzt – gleichzeitig aber haben die meisten Menschen, die in Rheinland-Pfalz auf Jobsuche sind, gar keine Ausbildung absolviert. Viele Unternehmen sind deswegen auf qualifizierte Fachkräfte aus dem Ausland angewiesen. Und genau so jemanden haben wir in einem Familienbetrieb in Niederzissen getroffen.

Die Firma Dr. Eckel im Landkreis Ahrweiler. Der Betrieb entwickelt seit 30 Jahren Futterzusatzstoffe für Nutztiere. Hier arbeitet Abdulquadri Opebiyi in der Produktentwicklung. Vor fünf Jahren ist er für sein Masterstudium von Nigeria nach Deutschland gekommen. Die Bürokratie hierzulande war für ihn eine neue Erfahrung.
Abdulquadri Opebiyi, Biochemiker und Toxikologe
„Als ich die Arbeitserlaubnis beantragt habe, musste ich auch zwei, drei Monate auf eine Rückmeldung warten. Wie man weiß: Die deutsche Bürokratie ist schwierig, ist kompliziert und da ist es wichtig Unterstützung von Freunden, vom Arbeitgeber und vom Team zu haben.“
Unterstützung, die der junge Mann aus Nigeria von seinem Arbeitgeber erhalten hat. Doch auch Geschäftsführer Viktor Eckel weiß, dass nicht jedes Unternehmen genug Zeit und Ressourcen für diese Kraftanstrengung hat.
Viktor Eckel, Geschäftsführer Dr. Eckel Animal Nutrition
„Das kann eben sein, dass da bestimmte Prozesse oder Anerkennungen länger dauern als erwartet und man eben nicht genau weiß – und auch keine Rückmeldung erhält –, wie lange dauern sie und kann man sie beschleunigen. Und das sind dann eben Momenten wo man als Unternehmen ein bisschen in der Luft hängt und dann für sich die Abwägung treffen muss: Kann man und will man so lange warten? Und das ist eben etwas, was sich anderen auch nur ans Herz legen kann, wenn möglich das zu tun. Aber es ist natürlich immer eine Einzelabwägung für jedes Unternehmen, ob das überhaupt geht.“
Eine Abwägung, die sich für die Firma Dr. Eckel gelohnt hat. Und der Arbeitsmarktbericht für das vergangene Jahr zeigt, dass wohl immer mehr Unternehmen in Rheinland-Pfalz bald vor dieser Abwägung stehen dürften, denn vor allem der demographische Wandel und weiter sinkende Ausbildungszahlen sorgen dafür, dass ausländische Fachkräfte immer wichtiger werden.
Heidrun Schulz, Bundesagentur für Arbeit Rheinland-Pfalz-Saarland
„Wir sehen, dass die Beschäftigung auch in diesem Jahr in Rheinland-Pfalz wächst, dass die Beschäftigung der Menschen mit deutschem Pass zurückgeht und die der Menschen mit ausländischem Pass deutlich für dieses Anwachsen und für den Defizitausgleich sorgen.“
Abdulquadri ist froh, dass er den Schritt nach Deutschland gegangen ist. Er will bei seinem Arbeitgeber gerne noch mehr Verantwortung übernehmen. Und die Firma Dr. Eckel ist weiter darauf angewiesen geeignete Kandidaten einzustellen, egal woher sie kommen.