Ärzte protestieren gegen Sparpolitik

Falls Sie heute in Rheinland-Pfalz spontan zu ihrem Arzt wollten und niemand da war, könnte es sein, dass dieser heute protestiert hat. Unter dem Motto „Wir sehen Schwarz“ haben die Kassenärztliche Vereinigung und der Hausärzte-Verband heute zu einer Versammlung in Ingelheim aufgerufen. Dabei geht es den Ärzten um bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Finanzierung der steigenden Kosten.

Leeres Wartezimmer, leere Rezeption und ein leeres Behandlungszimmer. Ein Bild, das es in der Praxis von Barbara Römer lange nicht gegeben hat. Seit Monaten arbeitet sie am Limit. Doch neben den Infektionszahlen steigen auch die Energie- und Personalkosten. Einen angemessenen finanziellen Ausgleich bekomme sie dafür nicht, sagt sie. Daher bleibt auch ihre Praxis heute geschlossen.
Dr. Barbara Römer, Hausärztin in Saulheim
„Wenn wir nicht entsprechend finanzielle Ressourcen haben, werden wir den Versorgungsaufwand, der größer ist denn je durch eine älter werdende Gesellschaft, die ja auch eine Vielzahl an Erkrankungen mitbringt, dieser Versorgungsaufgabe nicht mehr gerecht werden. Wir brauchen dafür Personal und wir brauchen dafür als Inhaber finanzielle Ressourcen.“
So protestieren heute in Ingelheim über 600 Ärzte und Angestellte. Die Politik ignoriere Probleme wie Fachkräftemangel, Kostensteigerungen und zu viel Bürokratie. Wenn das so weitergehe, könnten in den nächsten Jahren bis zu 400 Ärzte Insolvenz anmelden, so die Kassenärztliche Vereinigung.
Im Mittelpunkt des Kritik, Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach. Der möchte die Vergütung für die Behandlung von Neupatienten kürzen, denn die gesetzlichen Krankenkassen müssten Geld sparen. Weniger Honorar bei steigenden Preisen. Das sei laut Kassenärztlicher Vereinigung das falsche Rezept. Zudem müssten Patienten dadurch länger auf einen Termin beim Facharzt warten.
So fordern die Veranstalter heute vom Bundesgesundheitsminister, die Neuregelungen fallen zu lassen und dazu höhere Honorare, um die Inflation auszugleichen.
Dr. Peter Heinz, Vorstandsvorsitzender Kassenärztliche Vereinigung Rheinland-Pfalz
„Von Herrn Lauterbach erwarte ich, dass er aus dem Keller seines Gesundheitsministeriums herauskommt und aufhört mir seiner Corona-Eisenbahn zu spielen und sich den tatsächlichen Notwendigkeiten der Entwicklung im Gesundheitssystem widmet.“
In Saulheim fordert Barbara Römer von den Krankenkassen und der Politik die Strukturen für die Finanzierung der Ärzte grundlegend zu ändern. Wenn es so weitergehe wie jetzt, würden einige Ärzte für immer zu machen und nicht nur für einen Tag.