Ärzte beklagen zu wenig HPV-Impfungen

In Hessen und Rheinland-Pfalz werden immer weniger Kinder und Jugendliche gegen Humane Papillom-Viren, kurz HPV, geimpft. Dabei gehören sie zu den am häufigsten sexuell übertragenen Viren und können verschiedene Krebsarten auslösen. Zum Beispiel den besonders aggressiven Gebärmutterhalskrebs.

Ein kleiner Pieks mit großer Wirkung. Ida Kreckel lässt sich heute gegen Humane Papillomviren, kurz HPV, impfen.
Ida Kreckel, 11 Jahre alt
„Es ist gut, dass ich es jetzt habe. Vorsorge ist besser als Nachsorge und jetzt habe ich es ja auch hinter mir.“
Humane Papillomviren werden sexuell übertragen. Die Ständige Impfkommission des Robert-Koch-Instituts empfiehlt Mädchen und Jungen deshalb, sich im Alter zwischen neun und vierzehn Jahren, spätestens aber bis 17 Jahre impfen zu lassen.
Dem kommen auch viele Familien nach, erlebt der Mainzer Kinderarzt Stephan Buchner.
Dr. Stephan Buchner, Kinderarzt in Mainz
„Die HPV Impfung ist die erste Impfung, die wahrgenommen wurde als Impfung gegen Krebs. Gegen den Gebärmutterhalskrebs der Frauen, aber auch gegen den Peniskrebs zum Beispiel der Jungs oder auch Kehlkopfkrebs und das gab es vor 20 Jahren noch nicht so eine Impfung.“
Für Idas Papa, Lothar Kreckel und seine Frau gibt es nicht viel zu überlegen, als Stephan Buchner sie auf die Impfung anspricht.
Lothar Kreckel, Vater von Ida
„Also so was muss man auf jeden Fall fördern und jedes Risiko minimieren. Man weiß, Krebs ist so eine teuflische Krankheit und wenn sie entdeckt wird, ist es meist auch wirklich schon zu spät.“
Im Fall von Gebärmutterhalskrebs zeigen Studien, dass die Impfung das Risiko, zu erkranken um 88% reduziert.
Doch die Nachfrage nach der Impfung ist sowohl in Hessen als auch in Rheinland-Pfalz rückläufig. Zuletzt um über 20%. Tragisch aus Sicht der rheinland-pfälzischen Barmer-Chefin Dunja Kleis.
Dunja Kleis, Landesgeschäftsführerin Barmer Rheinland-Pfalz
„In Rheinland-Pfalz ist jedes Dritte Mädchen nicht vollständig gegen HPV geimpft. In Hessen sind sogar noch weniger vollständig geimpft gegen HPV. Und bei Jungs – da gibt es die Empfehlung auch erst seit dem Jahr 2018, aber umso wichtiger ist, dass es jetzt nachgeholt werden kann – bei Jungs haben wir in Rheinland-Pfalz, dass drei von vier Jungs nicht vollständig geimpft sind und in Hessen liegt die Quote auch da noch niedriger.“
Als Grund benennt Dunja Kleis vor allem mangelnde Information. Dass mittlerweile auch Jungen gegen HPV geimpft werden sollen, wüssten beispielsweise viele noch nicht.
Auch Stephan Buchner hält mehr Aufklärung für nötig.
Dr. Stephan Buchner, Kinderarzt in Mainz
„Weil wir erreichen ja auch nicht alle Kinder jetzt in dem Alter. Das Alter zwischen neun und vierzehn Jahren ist ein sehr gesundes Alter, das heißt, Kinder sind selten krank, Kinder sind selten geplant beim Kinder- und Jugendarzt. Meist akut und dann ist vielleicht nicht die Zeit, um jetzt auch noch über Impfungen zu sprechen. Insofern vielleicht eine Erinnerung durch staatliche Werbemaßnahmen oder durch die Krankenkassen, das wäre wirklich sehr gut.“
Familie Kreckel jedenfalls wird bald wieder zum Impfen zu Stephan Buchner kommen. Dann ist Idas neunjähriger Bruder an der Reihe.