Ärger über das Schwarzhandhandwerk

Arbeitgeber, die für ihre Beschäftigten keine Steuern oder Sozialabgaben zahlen – das ist wohl die bekannteste Form von Schwarzarbeit. Es gibt aber noch eine andere und die ist nicht so bekannt: Nämlich wenn Handwerksbetriebe Arbeiten anbieten, die sie gar nicht anbieten dürfen, weil ihnen der erforderliche Meistertitel fehlt. Im Lahn-Dill Kreis wollen sich die ehrlichen Handwerker jetzt gegen die schwarzen Schafe wehren.

Die Handgriffe sitzen bei Malermeister Michael Keller. Gekonnt ist eben gekonnt. Über falsche Handwerker, die es eigentlich nicht können – und laut Gesetz auch nicht dürfen -, aber trotzdem meisterpflichtige Leistungen, wie beispielsweise Malerarbeiten anbieten, ärgert sich Keller, der in seinen Meistertitel viel Zeit und Geld gesteckt hat.
Michael Keller, Malermeister aus Wetzlar
„Das ärgert mich schon, die gehen den einfachen Weg des Lebens. Und ich habe jahrelang Schule gemacht, habe darauf aufgebaut, meine Prüfung zu machen und vor allen Dingen was zu erschaffen. Und andere, da geht’s nur ums Geld.“
In 53 Berufen gilt in Deutschland die Meisterpflicht. Von A wie Augenoptiker bis Z wie Zimmerer. Wer den Meistertitel oder eine vergleichbare Qualifikation dort nicht besitzt, darf das entsprechende Handwerk nicht betreiben.
Trotzdem finden sich auf Onlineplattformen und auch auf Fahrzeugen Hinweise auf Betriebe, die Leistungen anbieten, ohne darin qualifiziert zu sein.
Sebastian Hoffmanns, Geschäftsführer Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill
„Dementsprechend groß ist natürlich auch der Druck, sich gegenüber unseriösen Anbietern zu behaupten, die zum einen natürlich diesen Weg gar nicht gegangen sind, diesen Vor-invest nicht hatten, die aber auch viele Besonderheiten nicht kennen – ich nehme jetzt das Maler- und Lackiererhandwerk –, dass zum Beispiel Arbeitnehmer bei der Malerkasse anzumelden sind, um Ihre Sozialansprüche zu sichern, und das sind also schon erhebliche Wettbewerbsvorteile, wenn man sich diese Kosten spart. Das ist unfair, da halten Betriebe sich nicht an die Regeln. Das ärgert natürlich die ordentlichen Betriebe und da die ordentlichen Betriebe unsere Mitglieder sind, haben wir den klaren Auftrag, da was zu machen.“
Eigens dafür hat die Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill nun einen Juristen angestellt. Steffen Thiel kümmert sich seit knapp zweieinhalb Monaten um fehlende Meistertitel im Handwerk. Hinweise dazu bekommt er aus unterschiedlichen Quellen.
Steffen Thiel, Justiziar Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill
„Die Hinweise bekommen wir von außen, es gibt keinen Schwerpunkt. Es sind sowohl Mitgliedsunternehmen, es sind Zeitungsannoncen, bis hin Flyer, die bei der Bäckerei ausliegen. Hinweise von möglicherweise ehemaligen Mitarbeitern, von Kunden die geprellt worden sind, bis hin zu einfachen anonymisierten E-Mails, wo wir den Hinweisgeber nicht recherchieren können. Und auf der Basis recherchieren wir erst mal den Hintergrund, ob überhaupt ein Verstoß vorliegt oder nicht. “
Wenn der Justiziar einen Verstoß erkennt, wird der Betrieb abgemahnt und aufgefordert, eine Unterlassungserklärung abzugeben. Aktuell verschickt Thiel im Schnitt zwei Abmahnungen pro Woche.
Das sorgt nicht nur für einen sauberen Wettbewerb, sondern schützt letztlich auch Verbraucher.
Denn die Verträge mit unqualifizierten Handwerkern sind juristisch nichtig. Wird die Arbeit nicht korrekt ausgeführt, hat ein Kunde keine Gewährleistungsansprüche und bleibt somit auf den Kosten für den Pfusch sitzen.
Steffen Thiel, Justiziar Kreishandwerkerschaft Lahn-Dill
„Wir haben bislang noch kein Verfahren verloren vor den Gerichten und haben eine Quote außergerichtlich von etwa 90%. Das heißt, wir geben uns Mühe, vorher schon sehr genau hinzuschauen, sodass wir hier den Erfolg auch haben und nicht unbedingt den Klageweg beschreiten müssen. Es geht tatsächlich um eine schnelle Lösung und vor allen Dingen um eine Einsicht auf der Gegenseite. Und die ist vorwiegend dann auch gegeben, auch wenn man noch zwei Mal telefonieren muss.“
Kunden, die einen seriösen Handwerksbetrieb suchen, werden übrigens auf der Webseite ihrer zuständigen Handwerkskammer fündig. Dort sind Michael Keller und seine anderen Meisterkollegen eingetragen.