9-Euro-Ticket gilt ab heute

Einmal 9 Euro zahlen, einen Monat lang Busse und Bahnen im Nahverkehr nutzen – seit heute ist das in ganz Deutschland möglich. Das 9-Euro-Ticket ist Teil des Entlastungspakets, mit dem die Bundesregierung die finanziellen Folgen der rasant steigenden Energiekosten für die Bürger zumindest etwas abmildern will. Gleichzeitig geht es darum, den Menschen den öffentlichen Personen-Nahverkehr schmackhaft zu machen – als Probier-Angebot sozusagen. Der Andrang auf das 9-Euro-Ticket ist schon seit Verkaufsbeginn vergangene Woche groß. Der Andrang auf Busse und Bahnen hielt sich heute aber –  zumindest im Rhein-Main-Gebiet – erstmal in Grenzen.

Heute Morgen am Frankfurter Hauptbahnhof: Viel los wie immer zur Rush Hour – spürbar mehr Andrang als sonst herrscht hier aber nicht. Keine langen Schlangen an den Fahrkartenautomaten – alles weitgehend normal an Tag 1 des 9-Euro-Tickets.
Auch am Bahnhof in Maintal-Dörnigheim warten nur die üblichen Pendler auf den Regionalzug von Aschaffenburg nach Frankfurt. In den Abteilen bleiben die meisten Sitze leer. Ein 9-Euro-Ticket hat hier trotzdem fast jeder.
Claudia Bödel, Augenoptiker-Meisterin
„Grundsätzlich freue ich mich sehr, dass die Öffis günstiger werden, weil ich auch aus Umweltgründen gerne mit den Öffentlichen fahre. Und als Pendlerin ist es jetzt natürlich auch ne Kostenersparnis.“
Daan Loendersloot, Vertriebler
„Ich komme aus Wörth am Main. Und mit 9 Euro ist das einfach besser. Und günstiger für mich.“
Lars Löffler, Azubi
„Ohne das 9-Euro-Ticket wäre ich gar nicht hier in dem Zug. Weil der Zug kommt ja aus Bayern. Und es gibt keinen Verbundstarif zwischen Bayern und Hessen. Mein Schülerticket gilt nur in Hessen. Jetzt dank dem 9-Euro-Ticket kann ich endlich von zu Hause aus zur Arbeit fahren – und kann das Auto stehen lassen.“
Gerade bei Fahrten zwischen mehreren Bundesländern können die Fahrgäste mit dem 9-Euro-Ticket viel Geld sparen. So kostet die Fahrt vom bayerischen Aschaffenburg ins hessische Frankfurt und zurück normalerweise 38 Euro – und damit für nur einen einzigen Tag mehr als mit dem 9-Euro-Ticket für die kommenden drei Monate zusammen. Auch wenn das Ticket nur für Regionalbahnen und nicht für Fernverkehrszüge wie den ICE gilt, rechnet die Deutsche Bahn vor allem in den Sommerferien mit erheblichem Andrang.
Achim Stauß, Deutsche Bahn AG
„Wir haben uns so gut wie möglich vorbereitet mit zusätzlichen Zügen – alles, was rollen kann, rollt- , mit zusätzlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern im Servicebereich, auch bei der Sicherheit. Aber was jetzt kommt, ist in gewisser Weise noch ein Experiment. Es gibt ja keine Blaupause dafür. Es ist ein Novum. Und wir sind selbst sehr gespannt, wie es ablaufen wird.“
Insgesamt 2,5 Milliarden Euro lässt sich die Bundesregierung das Projekt „9-Euro-Ticket“ kosten. 2,5 Milliarden Euro Steuergeld für ein Experiment mit ungewissem Ausgang – nicht der einzige Kritikpunkt am größten Bus- und Bahn-Rabatt aller Zeiten. So fürchten Länder und Verkehrsverbünde, dass sie wegen des erhöhten Personalaufwands und der weiter steigenden Preise für Diesel und Strom am Ende draufzahlen müssen. Kritik gibt es auch daran, dass die finanzielle Entlastung durch das 9-Euro-Ticket bei vielen Menschen auf dem Land, wo nie ein Zug und nur selten ein Bus hält, vollkommen vorbei geht. Für die Initiative „Verkehrswende Hessen“ ist das 9-Euro Ticket deshalb bestenfalls ein gut gemeinter Anfang.
Bengt Köslich, Initiative „Verkehrswende Hessen“
„Für Bürger für 9 Euro im Monat zu fahren, das ist ein Traum. Und das wäre für die Zukunft besser. Aber vorher müssen natürlich auch noch die Streckennetze ausgebaut werden, die Taktungen verändert oder verbessert werden in ganz Hessen. Ja, und wenn das soweit ist, dann denke ich, ist ein 9-Euro-Ticket für dauerhaft die ideale Lösung.“
Ein frommer Wunsch – denn dafür, das Angebot „9-Euro-Ticket“ über den Sommer hinaus zu verlängern, gibt es bislang keine Pläne. Wohl aber Befürchtungen, dass die Deutsche Bahn und die regionalen Verkehrsverbünde nach dem Ende der Aktion im September ihre Ticket-Preise deutlich erhöhen, um die entstandenen Defizite wieder auszugleichen.