6000 junge Lachse ausgewildert

Wiederaufbau – das ist das große Ziel nach der Flutkatastrophe vor über anderthalb Jahren im Ahrtal. Nicht nur die Infrastruktur ist zerstört worden, auch die Natur hat massiv gelitten. Doch es geht wieder bergauf, die Ahrufer sind weitestgehend gereinigt und auch die Wasserqualität im Fluss ist wieder besser. Jetzt sollen sich auch die Fischbestände wieder erholen. Für den Neuanfang musste allerdings ein bisschen nachgeholfen werden.

Und ab in die Freiheit! Knapp 6.000 Lachse haben eine neue Heimat – die Ahr. Der Fluss bietet gute Bedingungen: Er fließt schnell, es gibt Strömungswechsel und viel Kies, unter dem die Lachse ihre Eier ablegen können. Zudem stören bis weit in die Eifel hinauf keine Wasserkraftanlagen oder Schleusen die Fische bei ihrer Wanderung.
Roland Mauden, Biologe
„Die Ahr ist einer der wenigen Flüsse in Rheinland-Pfalz, die wirklich gut zur Reproduktion von Lachsen geeignet ist und wo wir auch regelmäßig natürliche Reproduktion von Lachsen feststellen. Das reicht zwar noch nicht, um einen selbsterhaltenden Bestand auszubilden, aber mit Unterstützung durch unsere Besatzmaßnahmen können wir hier auch regelmäßig Lachsrückkehrer beobachten.“
Bis zum zweiten Weltkrieg leben hier jede Menge Lachse. Doch dann verschlechtert sich die Wasserqualität, die Fische sterben aus. Erst seit Ende der 80er Jahre haben sie dank der Kläranlagen wieder eine Chance. Im Juli 2021 dann die Naturkatastrophe. Weil Kläranlagen und Kanäle zerstört werden, fließt monatelang Abwasser aus Bad Neuenahr-Ahrweiler und Sinzig in die Ahr – sehr zum Leidwesen der Fische. Ende Januar dann ein Lichtblick: Ein Angler aus Schuld findet einen großen Lachs. Laut Einschätzung der Biologen ist er aus dem Atlantik zum Laichen in sein Heimatgewässer zurückgekehrt – die Ahr.
Roland Mauden, Biologe
„Dadurch, dass wir den Kadaver jetzt auch haben, können wir daran verschiedene Untersuchungen durchführen, zum einen zur Genetik, um zu wissen, ob es ein von uns besetztes Tier ist, oder eins, was vielleicht in der Ahr natürlicherweise groß geworden ist und wir haben auch die Gelegenheit, Rückstandsuntersuchungen zu machen, um zu gucken, ob und welche Schadstoffe möglicherweise die Tiere während ihrem Aufenthalt im Rhein oder im Meer in ihren Körper aufnehmen.“
Ein zurückgekehrter Lachs – ein Fund, der auch das Herz von Landrätin Cornelia Weigand höher schlagen lässt.
Cornelia Weigand, parteilos, Landrätin Kreis Ahrweiler
„Ein ganz tolles Symbol für uns, die ökologische Vielfalt der Ahr weiter zu stärken, auch das, was vielleicht Schaden genommen hat, das, was an Tiervielfalt gelitten hat, wieder zu stärken, wieder zurückzubringen. Es ist für uns auch ein gutes Zeichen, dass es voran geht, dass es auch unserem Fluss wieder gut geht.“
Auch für die Landesregierung ist der Lachsbestand ein wichtiges Anliegen. Denn Rheinland-Pfalz ist Teil der internationalen Kommission zum Schutz des Rheins, in den die Ahr mündet.
Erwin Manz, Grüne, Staatssekretär Umweltministerium Rheinland-Pfalz
„Wir als Rheinland-Pfalz verpflichten uns, dann Beiträge zu leisten, die dem Lachs helfen. Das ist, dass wir viele Projekte finanzieren, wo die Durchgängigkeit hergestellt wird, wo Wehre umgebaut werden, Fischdurchgängigkeit gemacht werden muss.“
Die Fische selbst hat das Ministerium allerdings nicht bezahlt. Sie sind eine Spende von drei Vereinen. Die Lachse sind jetzt rund ein Jahr alt und werden bald in Richtung Atlantik schwimmen. Die Biologen hoffen auf circa 50 Rückkehrer in drei bis vier Jahren. Kommenden Samstag wollen sie weitere 6- bis 8.000 Lachse auf die Reise schicken.