5 Jahre Brexit – die wirtschaftlichen Folgen
Die wirtschaftliche Stärke Europas wurde vor gut fünf Jahren auf die Probe gestellt. Der Brexit. Großbritannien hat die EU und damit den gemeinsamen europäischen Markt verlassen. Die wirtschaftlichen Folgen sind bis heute zu spüren, auch in unserer Region. Wir haben eine hessische Export-Firma unter die Lupe genommen und mit Wirtschaftsexperten gesprochen
Hier im hessischen Egelsbach laufen die Förderbänder auf Hochtouren: Fleckenentferner, auch ein Exportschlager nach Großbritannien. Das vereinigte Königreich ist nach dem deutschen Markt der zweitwichtigste für die Beckmann Group. Da manche Produkte umgekehrt in einem englischen Werk hergestellt und nach Deutschland geliefert werden, war die Firma von den neuen Zöllen gleich doppelt betroffen.
Jan Zimpelmann, Finanzgeschäftsführer Beckmann Group
„Es gab natürlich zum einen sehr viele unklare Prozesse, zum anderen neue Prozesse. Die ganze Verwaltung war davon betroffen, neue administrative Anforderungen in Richtung Zoll und Steuern.“
Die Zahl der Ausfuhrerklärungen und Zollpapiere stieg, neue Steuersoftware musste her und die Mitarbeiter darin geschult werden. Ein Bürokratieaufwand, der einigen hessischen Unternehmen schlichtweg zu groß war. Nach dem Brexit gingen Import und Export von und nach Großbritannien jeweils um rund ein Drittel zurück. War UK vorher noch der drittwichtigste Exportmarkt für Hessen, ist es heute nur noch Platz 7.
Jürgen Ratzinger, Hessischer Industrie- und Handelskammertag
„Vor allem für kleine Unternehmen, die vielleicht nur ab und zu was mit Großbritannien gemacht haben, auch nur Binnenmarktgeschäft haben und die Zollthematik nicht kennen – da wird das eine oder andere Unternehmen aufs UK-Geschäft verzichtet haben. Das ist sicherlich so.“
Der Austritt der Briten aus der Europäischen Union hatte aus hessischer Sicht aber auch Positives: Während aus dem Finanzzentrum London die Beschäftigten abwanderten, zog es fast 6.000 in die Bankenmetropole Frankfurt. In Egelsbach blieben die Auswirkungen letztlich kleiner als befürchtet. Zwar beschäftigt die Beckmann Group in ihrem englischen Werk wegen neuer Regeln für Nicht-Briten inzwischen weniger deutsche Mitarbeiter. Großbritannien ist aber der zweitwichtigste Markt für das Unternehmen geblieben.
Jan Zimpelmann, Finanzgeschäftsführer Beckmann Group
„Im Nachhinein können wir sagen, dass sich das alles so gelöst hat, dass wir weiterhin sehr gut mit Großbritannien zusammenarbeiten. Natürlich ist es etwas mehr Aufwand für uns geworden und keiner mag den Aufwand besonders gerne. Aber es funktioniert sehr gut.“