30 Jahre Drogen-Konsumräume in Frankfurt
Seit 30 Jahren schon gibt es in Frankfurt Konsumräume für suchtkranke Menschen. Nun will die Mainmetropole ihr Hilfsangebot noch ausweiten, um auch Crack-Abhängigen zu helfen. Wir haben einen Blick in eine der Hilfseinrichtungen geworfen und zudem eine drogenabhängige Frankfurterin in ihrem Alltag begleitet.
Jenifer unterwegs im Frankfurter Bahnhofsviertel. Hier beschafft sich die 48-Jährige jeden Tag ihre Drogen. Im Alter von 17 Jahren fing es bei ihr mit Cannabis an, dann folgte lange Zeit Heroin. Inzwischen raucht sie wie viele im Bahnhofsviertel Crack. Anfangs wollte sie mit Drogen fehlende Zuneigung ihrer Eltern ersetzen. Heute weiß sie, dass das der Weg in den Abgrund war.
Jenifer, Drogenkonsumentin
„Durch die Familiengeschichte, die ich habe, hat es mir anfangs ein gutes Gefühl gegeben. Eine Geborgenheit, eine Wärme, wo ich dachte, es hilft mir, meine Probleme zu vergessen. Aber es hat mir noch mehr Probleme gebracht.“
Nach einiger Zeit auf der Straße lebt Jenifer inzwischen in der Drogenhilfseinrichtung „Eastside“ im Frankfurter Osten. Dort teilt sie sich mit zwei weiteren Frauen ein Zimmer. Neben einem Dach über dem Kopf erhält sie dort auch sauberes Drogenbesteck, bis zu 3.000 frische Spritzen werden in den vier Frankfurter Einrichtungen am Tag ausgegeben. Jenifer konsumiert ihr Crack auch regelmäßig intravenös, was ihren Beinen deutlich anzusehen ist. Das Eastside verfügt zudem über eine medizinische Aufsicht, ohne die hätte Jenifer nach eigener Aussage längst mit dem Leben bezahlt.
Jenifer, Drogenkonsumentin
„Weil jegliche Hilfe, da wo ich konsumiere – ich bin dann meistens alleine, dass mich keiner sieht. Und da wäre ich schon öfter hopsgegangen mit Überdosis.“
Vor 30 Jahren öffnete das Eastside als erster offizieller Konsumraum Deutschlands. Der sogenannte Frankfurter Weg erkannte Drogenabhängige erstmals als schwer kranke Menschen an, die Hilfe benötigen. Die Zahl der Drogentoten ist in Frankfurt seitdem von rund 150 im Jahr auf zuletzt 20 gesunken. Die Mainmetropole sieht sich auf dem richtigen Weg.
Elke Voitl (Bündnis 90 / Die Grünen), Gesundheitsdezernentin Stadt Frankfurt
„Die Zahl der Drogentoten ist in Frankfurt gering. Also viel geringer als in anderen Bundesländern, in anderen Städten. Und das hat damit zu tun, dass wir Drogenhilfeeinrichtungen haben. Die mit Modellprojekten auch kreative neue Wege gehen.“
Als nächstes plant die Stadt ein integriertes Suchthilfezentrum im Bahnhofsviertel mit einem speziellen Areal für Crackkonsumenten. Denn Crack ist inzwischen die dominierende Droge in Frankfurt. Ein Therapieangebot soll den Klienten die Chance geben, ihre Sucht zu besiegen. Das ist auch die Hoffnung von Jenifer.
Jenifer, Drogenkonsumentin
„Die nächsten ein, zwei Jahre werde ich noch nicht davon wegkommen. Aber es ist in meinen Gedanken drin, dass ich nicht ewig Sklave der Droge seien möchte.“