3 Monate nach der Flutkatastrophe im Ahrtal – im Interview: Cornelia Weigand

Über die Situation vor Ort im Ahrtal sprechen wir mit der Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Altenahr, Cornelia Weigand.

Eva Dieterle, Moderatorin: Frau Weigand, geben Sie uns zu Beginn bitte einen kurzen Überblick. Wie würden Sie die aktuelle Lage beschreiben?
Cornelia Weigand, parteilos, Bürgermeisterin Verbandsgemeinde Altenahr: Aktuell ist es ganz viel geräumt von dem ganzen Schutt, was da war. Die meisten Häuser, die betroffen sind, sind entweder leider abgerissen oder entkernt, je nachdem, wie es da weitergehen kann. Und jetzt beginnt die Phase des Bautrocknens und des Wiederaufbauens. Und da braucht es jetzt auch Gelder.
Die Anträge müssen gestellt werden, die Firmen müssen gefunden werden, das Material muss gefunden werden. Und insofern kehrt an manchen Stellen – nicht überall – so ein bisschen Ruhe auf den Straßen ein, weil das eben jetzt, ich sag‘ mal vorsichtig, der Teil mit auch viel Planung dahinter ist. Wir sind froh, dass wir so weit sind, aber für jeden anderen ist es eine unterschiedliche Kraftanstrengung und es liegt einfach noch ganz ganz viel Strecke vor uns. Aber die Privaten und auch die Firmen, die im eigenen, in der eigenen Substanz wieder aufbauen dürfen und auch aufbauen wollen, die sind jetzt auch auf dem Weg und oft auch, glaube ich, auf einem guten Weg.
Sie sind viel im direkten Kontakt mit den betroffenen Menschen. Das sind mit Sicherheit Gespräche zwischen Verzweiflung und Hoffnung. Wie gehen Sie damit um?
Weigand: Ich glaube, das ist einfach auch gut, dass ich viele verschiedene Stimmen höre. Weil es sind einfach viele tausend Menschen betroffen und damit gibt es ganz viele unterschiedliche Lebenssituationen, in denen die Menschen davon ereilt worden sind und natürlich auch ganz unterschiedliche Mechanismen, damit umzugehen.
Und an der einen oder anderen Stelle gibt es dann vielleicht die Möglichkeit, entweder direkt noch eine Unterstützung zu liefern oder einfach auch die Informationen als Impulse mitzunehmen, um die auch dem Land und den Landesbehörden widerzuspiegeln.
An vielen Stellen sind die auch gewillt, solche Fragestellungen mit aufzunehmen und mit zu bedenken. Das haben wir jetzt zum Glück auch schon festgestellt und insofern ist es einfach wichtig, dass ich auch vieles davon höre.
Dieterle: Die Opposition im Landtag übt Kritik am Krisenmanagement der Landesregierung. Fühlen Sie sich auf diesem schweren Weg von Land und Bund ausreichend unterstützt?
Weigand: Ich glaube, das eine, was man wahrscheinlich feststellen muss, ist, dass wir viel aus den vergangenen Wochen und Monaten für die Zukunft lernen können und lernen müssen auf allen Ebenen. Was ich im Moment auch feststelle – einen Ausschnitt davon: Im Moment finden Anwohnergespräche statt, zu denen das Land einlädt, wo über die Überschwemmungszonen geredet wird, über die Möglichkeiten, Anträge zu stellen, um Gelder aus dem Wiederaufbaufonds zu erhalten.
Und das wiederum läuft sehr konstruktiv ab, wo viele der ganz persönlichen Fragen auch schon direkt vor Ort beantwortet werden können oder mitgenommen werden und dann auf der Seite der häufig gestellten Fragen auch wirklich beantwortet werden und belastbar auch Lösungen gefunden werden.
Und dieser Teil, den nehme ich im Moment als sehr konstruktiv wahr. Und ich hoffe, das geht auch tatsächlich den meisten Betroffenen in den Orten so..
Dieterle: Frau Weigand, viel Kraft für die nächsten Monate und vielen Dank für das Interview.
Weigand: Vielen Dank, die Kraft können wir brauchen. Ihnen auch alles Gute und vielleicht bald.