Wird bei der Ausbildung von Lehrkräften gespart?
Die neuen Lehrer sind heute in Wiesbaden vereidigt worden. Ein feierlicher Akt. Doch die Freude über die neuen Lehrkräfte will nicht so richtig bei der Bildungsgewerkschaft GEW ankommen. Dort rechnet man vor: 10.000 Lehrer fehlen derzeit in Hessen. Und nun drohen auch noch Einsparungen bei der Ausbildung.
Neue Lehrer braucht das Land – und so sehen sie aus. Für diese 130 Referendare geht es nach der feierlichen Vereidigung heute in den Vorbereitungsdienst. So auch für Charlotte Bachon. Die Wiesbadenerin wird künftig Deutsch und Kunst am Gymnasium unterrichten und erwartet:
Charlotte Bachon, Lehrerin im Vorbereitungsdienst
„Definitiv eine Menge Arbeit. Aber auch eine Arbeit, auf die ich mich sehr freue. Also, ich freu mich drauf, dass ich so ein bisschen an die Hand genommen werde und dann wirklich so richtig einsteigen kann und weiß, was ich da genau tun kann, wo ich mir Hilfe suchen kann, wenn ich sie brauche.“
Ein Hilferuf kommt heute von den Personalräten der Studienseminare Wiesbaden. Aus Sorge vor einem möglichen Sparkurs wenden sie sich mit einem offenen Brief an Bildungsminister Armin Schwarz. Der plane unter anderem, den Vorbereitungsdienst von 21 auf 18 Monate zu verkürzen und mehr Referendare von einem Ausbilder betreuen zu lassen. Die GEW Hessen befürchtet, dass dadurch die Ausbildungsqualität leidet. Viele Referendare fühlten sich ohnehin schon überlastet, wie eine aktuelle Umfrage zeige.
Marisa Freibott, Junge GEW Hessen
„Uns hat besonders schockiert, dass 92 Prozent der Lehrkräfte im Vorbereitungsdienst, die teilgenommen haben an der Umfrage, sagen, sie sind körperlich und psychisch enorm belastet. 80 Prozent sagen, die Freizeit reicht überhaupt nicht zur Erholung aus. Und das waren für uns extrem alarmierende Zahlen.“
Rund ein Drittel der Befragten arbeite über 50 Stunden die Woche. Jeder Fünfte denke über einen Abbruch des Vorbereitungsdienstes nach, fast jeder Dritte zweifle am Lehrerberuf. Die Gewerkschaft fordert:
Thilo Hartmann, Vorsitzender GEW Hessen
„Wir müssen weg von der Vereinzelung der Ausbildung von 16 Unterrichtsbesuchen, die bewertet werden, in acht verschiedenen Modulen, und wieder das Gesamtbild sehen. Wir müssen dazu kommen, dass junge Leute sich wohlfühlen in ihrer Ausbildung als Lehrkraft. Dass diese Belastungsspitzen abgebaut werden. Und am Ende ist es auch eine Frage der Vergütung.“
Statt bei Aus- und Weiterbildung von Lehrern zu sparen, müsse der Beruf attraktiver werden. Der Minister hält dagegen. 25.000 Lehrer befänden sich in Ausbildung – eine strukturelle Überlastung könne er nicht erkennen. Der Vorbereitungsdienst sei in Hessen vergleichsweise lang.
Armin Schwarz (CDU), Bildungsminister Hessen
„Wir liegen fast drei Monate über dem Durchschnitt in der Bundesrepublik Deutschland. Nur Bayern hat 24 Monate, nur die haben mehr als wir. Und von daher darf man mal schauen. Die Qualität, die wird in Zukunft sehr gut bleiben – und dafür werde ich sorgen.“


