Bericht über sexuellen Missbrauch im Bistum Trier
Viele gläubige Katholiken haben heute gebannt nach Trier geblickt – denn dort wurde am Vormittag der inzwischen dritte Bericht zu sexuellem Missbrauch an Kindern und Jugendlichen im dortigen Bistum vorgestellt. Die wissenschaftliche Studie hat die Missbräuche durch Kleriker und Laien wissenschaftlich aufgearbeitet – und dabei jahrzehntelanges Vertuschen und fehlende Konsequenzen festgestellt. Im neuen Bericht geht es nun erstmals um die Amtszeiten von heute noch lebenden Würdenträgern.
In Marx‘ Amtszeit von 2002 bis 2008 sei die Zusammenarbeit mit den Strafverfolgungsbehörden miserabel gewesen, Aufklärung hätten oft Medien übernommen. Sanktionierungen seien nur unzureichend erfolgt. Dennoch habe sich die interne Aufklärung verbessert.
Lena Haase, Mitarbeiterin Missbrauchsstudie Trier
„Die fehlende Fürsorge für Betroffene ist ein zweites Problem, was sicherlich zu beschreiben ist. Die fehlende Kommunikation mit entsprechenden Strafverfolgungsbehörden sowohl staatlicherseits als auch kirchlicherseits ist ein großes Problem, gerade in der Amtszeit von Reinhard Marx hier in Trier. Das ist, wie gesagt, unter Ackermann, ja, in geregelteren Bahnen gelaufen, auch durch Abstimmung mit den Staatsanwaltschaften.“
Die Täter und Opfer-Zahlen zeigen einen deutlichen Rückgang im aktuellen Untersuchungszeitraum. In diesem sei generell die Sensibilität für sexuelle Gewalt gestiegen. Seit 2001 sei kein neuer Intensivtäterfall mehr bekanntgeworden.
Die unabhängige Aufklärungskommission im Bistum Trier als Initiatorin der Studie lobt den erkennbar verbesserten Umgang mit den Taten, Betroffenen und der Prävention, spätestens mit dem Amtsantritt von Bischof Ackermann, der von 2010 bis 2022 auch Missbrauchsbeauftragter der Deutschen Bischofskonferenz war.
Dieser spricht von einem Lernprozess und bittet gleichzeitig um Verzeihung, insbesondere für die mindestens 24 Missbrauchsopfer in seiner Amtszeit. Die Fehler lägen besonders im Bereich:
Stephan Ackermann, Bischof von Trier
„Mangelnder Betroffenenorientierung in einer Reihe von Fällen, in langen Prozessen, die sich hin gestreckt haben. Blinden Flecken, die es bei uns auch gab. Aber der Bericht hilft jetzt auch noch mal glaube ich ein Stück professioneller auch nach vorne zu schauen und vor allen Dingen auch sensibler mit den Betroffenen zu reagieren.“
Aus deren Sicht wechsle die Scham nun endlich auf die Seite der Täter und auch bei der Prävention sehen die Betroffenen Fortschritte.
Werner Huffer-Kilian, Betroffener und Mitglied Aufarbeitungskommission
„Es geht inzwischen auch so, dass es in die Gemeinden geht. Das also in der Gemeinde Prävention betrieben wird, Aufmerksamkeit betrieben wird. Und das also dann, wenn irgendwo Hinweise dafür bestehen, dass irgendwas passiert, dann sofort gemeldet wird.“Karl Horst Wirz, Betroffener und Mitglied Aufarbeitungskommission
„Hat jemand schon mal das Messdienersein infrage gestellt? Das ist eine neue Frage, mit der werden wir uns auseinandersetzen.“


