Auerrinderzucht am Kloster Lorsch
Wenn Sie in den nächsten Tagen Ihren Herbstspaziergang ganz in der Nähe des Klosters Lorsch in Südhessen unternehmen, dann könnte es sein, dass Ihnen diese Tiere mit mächtigen, geschwungenen Hörnern begegnen – so, wie sie einst der Auerochse getragen hat. Der ist zwar seit 400 Jahren ausgestorben – im Freilichtlabor Lauresham läuft aber seit zehn Jahren das Auerrind-Zuchtprojekt. Mittlerweile sind schon mehrere Generationen der imposanten Tiere auf die Welt gekommen – Zeit für eine erfolgreiche Zwischenbilanz.
Gestatten – hier kommen Gracia, Greta und Garcia. Regelrechte Prachtexemplare des Auerrindprojekts am UNESCO-Welterbe Kloster Lorsch. Das ehrgeizige Ziel von Claus Kropp und seinem Team: durch das Kreuzen von unterschiedlichen Rinderrassen ein Tier zu züchten, das dem ausgestorbenen Auerochsen in Größe und Aussehen maximal ähnelt.
Claus Kropp, Leiter Auerrindprojekt Kloster Lorsch
„Das charakteristische am Auerochsen war sein großes Erscheinungsbild. Die Bullen wie die Kühe hatten in der Regel zwischen 1,40 m bis zu 2 m Schulterhöhe. Schwarz die Bullen, bei den Kühen oft noch so ein bisschen ein Braunstich drin. Hier die linke Kuh hat ausgesprochen schöne Hörner, die auch nach vorne gerichtet sind, so wie das bei den Auerochsen war. Und bei ihr hier geht es eher noch so ein bisschen nach oben weg. Aber von der Farbgebung her sind sie fast schon das, was wir uns vorstellen. Da gibt’s kaum noch was zu bemängeln.“
Jahrhundertelang lebten Auerochsen auf solchen halboffenen Weideflächen mit Bäumen. Ideale Bedingungen also hier auf dem insgesamt neun Hektar großen Gelände. Im Mittelalter ging es dem Auerochsen dann aber an Kragen.
Claus Kropp, Leiter Freilichtlabor Lauresham
„Das ist eben prestigeträchtig gewesen, so einen Auerochsen zu erlegen und dann eines dieser mächtigen Hörner dann auch in ein Trinkhorn zu verwandeln. Der Jagddruck war also sehr groß durch die Oberschicht, den Adel, den Auerochsen dann auch zu bejagen und dementsprechend wurde er immer weiter zur Ausrottung gebracht.“
Hier in der Siedlung Lauresham haben die Wissenschaftler eine mittelalterliche Siedlung nachempfunden. Im Herrenhaus finden sich noch mehr damalige Prestige-Objekt aus dem Horn des Auerochsen, so wie dieses Signalhorn.
„Da würde man jetzt hier im Prinzip rein blasen können und bekommt dann einen relativ tiefen, klaren Ton raus, mit dem man dann eben auch kommunizieren kann.“


