Streit um Mineralwasser aus Hunsrücker Nationalpark
Der Nationalpark Hunsrück-Hochwald: Über eine Fläche von rund 10.000 Hektar erstrecken sich Buchenwälder, Moore und Gebirge. Sie sind Heimat für seltene Tier- und Pflanzenarten und ziehen jährlich zehntausende Besucher an. Doch das Bild des Nationalparks wandelt sich: Der Klimawandel und ein sinkender Grundwasserspiegel sorgen für sterbende Baumbestände – und somit auch für einen Rückgang der Artenvielfalt. Hinzu kommt, dass Trinkwasserfirmen seit Jahren Wasser aus dem Nationalpark abpumpen. Umweltverbände klagen nun dagegen.
Das Wasser, das hier fließt landet teilweise abgefüllt in Flaschen und wird verkauft. Die Wasserbetriebe Schwollener und Hochwald Sprudel pumpen jährlich mehrere hundert Millionen Liter Wasser aus dem Nationalpark Hunsrück-Hochwald ab, um es zu verkaufen. Umweltverbände kritisieren dies seit Jahren.
Thomas Brodbeck, NABU Rheinland-Pfalz
„Aus einem Nationalpark darf ich nicht mal ein Steinchen und natürlich auch keine Pflanze, gar nichts entnehmen. Aber es wird erlaubt hier Wasser, Grundwasser abzupumpen. In erheblichem Umfang.“
Eigentlich darf Wasser aus einem Nationalpark nicht für kommerzielle Zwecke entnommen werden. Legal ist das Abpumpen nur deshalb, weil die Bohrungen der sechs Brunnen ein Jahr vor der Gründung des Nationalparks 2015 beantragt wurden. Auf Druck der Naturschützer prüft die zuständige Wasserbehörde SGD Nord nun, ob die Wasserentnahme der Natur schadet. Hochwald und Schwollener Sprudel wollen sich zwar zu dem laufenden Verfahren nicht äußern, erklären aber auf Anfrage:
Tim Frühauf, Geschäftsführer Schwollener Sprudel
„Wir gehen mit den uns anvertrauten Ressourcen nachhaltig und verantwortungsvoll um. Als Familienunternehmen in vierten Generation ist es ein ureigenes Interesse das Unternehmen auch für die nächste Generation bestmöglich aufzustellen. Eine Überbeanspruchung der uns anvertrauten Ressourcen steht diesem Kernziel unseres Unternehmens diametral gegenüber.“
Die Umweltverbände sehen das anders. Regelmäßig dokumentieren sie den Wasserstand der Quellen im Nationalpark. Einige seien bereits ausgetrocknet und die Auswirkungen auf die Natur deutlich sichtbar. Mit Hilfe einer Anwaltskanzlei versuchen sie nun durchzusetzen, dass die Wasserentnahme gestoppt wird, bis die Umweltverträglichkeitsprüfung durch die SGD Nord abgeschlossen ist.
Thomas Brodbeck, NABU Rheinland-Pfalz
„Wir von den Umweltverbänden wollen ja nicht, dass die Mineralwasserfirmen pleitegehen oder überhaupt kein Wasser mehr abpumpen. Wir engagieren uns dafür, dass hier aus dem Nationalpark, einem absolut schützenswerten Gebiet, kein Wasser entnommen wird, Grundwasser entnommen wird, was dann zum Teil in New York und Singapur verkauft wird.“
Auch Wissenschaftler, wie der Biologe Eberhard Fischer von der Universität Koblenz, der eine neue Algengattung im Nationalpark entdeckt hat, schließen sich den Forderungen der Umweltschützer an.
Prof. Dr. Eberhard Fischer, Botaniker und Biodiversitätsforscher Universität Koblenz
„Die Forderung des NABU ist absolut berechtigt, da wir erst am Anfang der Kenntnisse über die Artenvielfalt sind. Allein die Tatsache, dass wir innerhalb von wenigen Jahren, drei Jahren insgesamt, zwei für die Wissenschaft neue Organismen entdeckt haben, zeigt, dass wir weit davon entfernt sind, wirklich alles zu kennen. Und die Kenntnis der Artenvielfalt ist die Grundlage für den Schutz.“


