Hunsrücker lebt seit 18 Jahren mit Spenderherz

Hessen, Rheinland-Pfalz und einige weitere Länder haben einen neuen Anlauf in Sachen Organspende gestartet. Jetzt wird das Thema sicher bald wieder auf der Tagesordnung im Deutschen Bundestag landen. Denn Organspende kann Leben retten. So wie das von Günter Hamann aus Belgweiler im Rhein-Hunsrück-Kreis. 2002 erleidet er im Urlaub einen Herzinfakt und muss mehr als vier Jahre warten, bis ihm ein Spenderherz eingesetzt wird. Die Transplantation – für ihn, der Start in zweites, geschenktes Leben.

Günter Hamann
„172 Tage bin ich jetz fort von zuhause. Und das in einem Jahr. Und alle Tage und Nächte in Krankenhäusern oder Kurkliniken. Aber das ist das Schicksal. Wir müssen damit leben. Verdrängen will ich das nicht.“
Günter Hamann liest aus einem seinem vier Bücher. Geschrieben in Hunsrücker Platt. In der schwersten Zeit seines Lebens.
Günter Hamann, lebt mit einem Spenderherz
„Die vier Bücher, die ich geschrieben habe, sind ja aus dem Moment entstanden, wo der Arzt gesagt hat: Sie werden ihre Enkel mit diesem Herzen nicht erleben.“
Aus Sorge seine Enkel nicht mehr mitzuerleben und um etwas von sich zu hinterlassen, schreibt er sein Leben auf. Und hat dafür viel Zeit. Denn er wartet mehr als 4,5 Jahre auf ein Spender-Herz und verbringt in der Zeit täglich bis zu 18 Stunden auf der Couch. Bis dann…endlich.…der erlösende Anruf kommt.
Günter Hamann, lebt mit einem Spenderherz
„Ich war eigentlich ganz ruhig. Ich habe mich wirklich Jahre lang darauf vorbereitet. Auf diesen Anruf. Und ich wusste genau: Wenn der kommt, verändert sich mein Leben.“
Und das tut es, sein Leben nimmt wieder Fahrt auf. Seit der Transplantation in der Uniklinik Mainz tritt der leidenschaftliche Radfahrer wieder regelmäßig in die Pedale und genießt die neugeschenkte Freiheit.
Außerdem schließt er sich dem Verein TRANSDIA an, der regelmäßig nationale und internationale Wettkämpfe ausrichtet. So wie die Weltmeisterschaft der Transplantierten im August in Dresden, an der neben Günter Hamann 2.000 Transplantierte teilnehmen.
Günter Hamann, lebt mit einem Spenderherz
„Das ist immer ein so fantastisches Erlebnis. Man kennt die Sprache nicht der anderen. Man sitzt zusammen, spielt Bowling zusammen, freut sich mit dem anderen, wenn er gewinnt. Weil wir haben ja alle gewonnen, wir haben unser Leben zurückbekommen. Das war so ein Geschenk.“
Der 65-Jährige spricht sich klar FÜR die Widerspruchslösung aus, die jeden zum Spender macht, der nicht ausdrücklich widerspricht. Grund für die geringe Organspendebereitschaft  sind aus seiner Sicht nicht nur politische Hürden, sondern auch die in Deutschland herrschende Mentalität.
Günter Hamann, lebt mit einem Spenderherz
„In Deutschland ist es immer noch mit dem: ‚Weg von mir!‘ Und in anderen Ländern ist man stolz auf die Menschen, die anderen Menschen ein Leben schenken, ein neues Leben schenken.“
Günter Hamann hat über die Deutsche Stiftung Organtransplantation regelmäßig Briefkontakt mit der Familie seines Organspenders. Das Ganze läuft  anonymisiert. Er kennt keinen Namen, weiß nur, dass es sich um eine Frau gehandelt hat, die 8 Jahre jünger war.
Günter Hamann, lebt mit einem Spender-Herz
„Sie hat ihr Leben, das Gut, was am Höchsten ist, hat sie weitergegeben, hat sie geschenkt. Und zwar mir. Und damit muss man klarkommen.“
Seit 18 Jahren lebt Günter Hamann mit seinem Spenderherz. Nicht das einzige Happy End für ihn: Seit 1,5 Jahren bereichert Enkel Anton sein Leben.