Hessische Städte bieten Cannabis-Tests an

„Wir müssen Drogen staatlich checken“ – das war eine der ersten Forderungen des neuen Drogenbeauftragten der Bundesregierung. Diese Maßnahme könne die Zahl von Drogentoten senken. In Frankfurt und Wiesbaden ist das tatsächlich schon möglich. Wirklich rechtssicher ist das „Drug checking“ aber nicht, eine einheitliche Verordnung lässt auch in Hessen weiter auf sich warten.

Ein kleines Labor im Frankfurter Südosten. Hier kann man seine  Cannabis-Produkte anonym einschicken und testen lassen. Seit 30 Jahren bietet der hier ansässige Drogenhilfeverein Beratungen an, die Tests sind ein weiterer Schritt.
Karsten Tögel-Lins, Drogenhilfeverein Basis
„Besonders schädlich ist es, wenn ich eine Substanz kaufen oder konsumieren möchte und vielleicht eine ganz andere bekomme. Von der ich gar nicht weiß, dass sie das ist. Und das führt dann natürlich zu besonderen Gefährdungspotenzialen. Und da wollen wir ein bisschen entgegenwirken.“
Seit der Cannabis-Legalisierung kann man die Produkte beispielsweise in Hanf-Shops  und an Automaten kaufen. Das Problem: Immer öfter werden neue psychoaktive Substanzen beigemischt, von denen die Konsumenten ebenso wenig ahnen wie die Shop-Betreiber selbst. Im Labor können zweifelhafte Produkte einem genauen Test unterzogen werden.
Henrik Schöfer, Chemiker
„Die Person, die das in einem Laden gekauft hat, hat nach dem Konsum starke psychische Veränderungen erlebt. Und konnte sich die natürlich nicht erklären, da sie eigentlich ein Produkt kaufen wollte, das keine Wirkung hervorruft. Wir waren dann mit unseren Methoden in der Lage, diese synthetischen Cannabinoide, die tatsächlich hier zugesetzt sind, zu identifizieren.“
Noch bewegen sich die Tests allerdings in einer rechtlichen Grauzone. Zwar hat der Bund die Grundlage für Drogen-Check-Modellversuche geschaffen, die Länder konnten sich bislang aber nicht auf eine gemeinsame Verordnung einigen. Das hessische Gesundheitsministerium sagt auf Nachfrage nur, eine eigene Verordnung würde noch abgestimmt. Die Frankfurter Drogenhilfe warnt:
Karsten Tögel-Lins, Drogenhilfeverein „Basis“
„Mit jedem Tag, wo diese Verordnung nicht erscheint, haben wir es damit zu tun, dass Leute Schädigungen durch Konsum erhalten, die nicht notwendig wären. Wir haben viele Fehldeklarationen auf dem Markt. Konsumierende wissen nicht genau, was sie konsumieren. Es sind zum Teil sehr gefährlich Substanzen auf dem Markt.“
In Wiesbaden kann der Verein künftig Schnelltests direkt in Clubs anbieten, allerdings nur als Modellversuch. Wenn die Verordnung kommt, will die Frankfurter Drogenhilfe ihre Tests auch auf härtere Drogen ausweiten, um Gefährdete vor einer möglichen Überdosis zu schützen.