Prozess gegen ehemaligen Wiesbadener Sozialdezernenten im AWO-Komplex
Die Affäre um die Arbeiterwohlfahrt wird weiter aufgearbeitet. Heute hat der Prozess gegen den ehemaligen Wiesbadener Sozialdezernenten begonnen.
Paukenschlag am Wiesbadener Landgericht: Gleich zum Prozessauftakt legt der im AWO-Skandal angeklagte ehemalige Wiesbadener Sozialdezernent Christoph Manjura dort heute ein umfassendes Gest舅dnis ab. Es sei zutreffend, dass er ab 2015 f・ mehrere Jahre auf dem Lohnzettel der inzwischen ebenfalls geschassten und angeklagten Wiesbadener AWO-Chefin Hannelore Richter gestanden habe ・statt der vertraglich vereinbarten 30 Stunden Arbeitszeit pro Woche habe er aber praktisch nie wirklich dort gearbeitet. Stattdessen habe er sich auf seine kommunalpolitische Karriere konzentriert: Zun臘hst als SPD-Fraktionsvorsitzender im Wiesbadener Stadtparlament, sp舩er als Sozialdezernent der hessischen Landeshauptstadt.
Thomas Nutzinger, Verteidiger
„Wir haben uns das lange überlegt. Und ich glaube, dass durch diese Einlassung von Herrn Manjura der Fall einen großen Schritt vorwärts gekommen ist. Ohne diese Einlassung hätte es meiner Auffassung nach sehr viele Beweisschwierigkeiten gegeben, die dann im Zweifel zu Gunsten des Angeklagten hätten ausgelegt werden müssen. Es war aber einfach Herrn Manjura wichtig, nicht zu taktieren, sondern einfach einen geraden Schlussstrich unter die Sache zu ziehen und sich daher so einzulassen, wie er es heute getan hat.“
Angeklagt war Manjura wegen Beihilfe zur Untreue in einem besonders schweren Fall – dafür sieht der Gesetzgeber bis zu 7 ½ Jahre Haft vor. Durch sein Geständnis und die Tatsache, dass er inzwischen 25000 Euro und damit fast die Hälfte des durch ihn entstandenen Schadens an die AWO zurückgezahlt hat, reduziert sich das Strafmaß erheblich: Im Raum steht nun noch eine Geldstrafe in Höhe von rund 2000 Euro.
Thomas Nutzinger, Verteidiger
„Dieses Verfahren schwebt seit Jahren über ihm wie ein Stigma. Es möchte ihn niemand mehr einstellen. Die Familie lebt von den Rücklagen. Umso größer ist das persönliche Opfer, das er nun auch finanziell erbracht hat, zu bewerten. Einfach in der Absicht, einen Schlussstrich zu ziehen, alles wieder gerade zu rücken, was früher nicht so gelaufen ist, wie es hätte laufen sollen. Um dann einfach wieder nach vorne schauen zu können.“Nils Lund, Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt
„Ich denke, dass die heutige Hauptverhandlung einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des AWO-Skandals insgesamt leisten kann. Wer als Mandatsträger von einem Sozialverband Gehaltszahlungen erhält, ohne hierfür jedoch nennenswert zu arbeiten, der schadet der Integrität des kommunalpolitischen Systems.“


