7. Oktober – Gedenken an die Opfer des Hamas-Massakers

Laut dem hessischen Innenminister Roman Poseck sei die Zahl antisemitischer Straftaten nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel auch in Hessen dramatisch gestiegen. Was das ganz konkret für Juden bei uns in Deutschland bedeutet? Dazu haben wir in Frankfurt einen jüdischen Studenten getroffen.

Hendrik im Rothschildpark in Frankfurt. Der 07. Oktober 2023 hat sein Leben geteilt. In eine Zeit davor und eine Zeit danach. Der 34 Jahre alte Student fühlt sich mittlerweile in seiner Stadt nicht mehr sicher.
Hendrik, Student aus Frankfurt
„Natürlich fühle ich mich seit dem 07. Oktober viel, viel bedrohter. Also das ist kein Vergleich zu davor. Ich wohne auf dem Campus Westend in einem Studentenwohnheim und wurde auch dort viel angefeindet. Die fehlende Unterstützung meiner Kommilitonen hat mich allerdings sehr schockiert. Da würde ich mir sehr wünschen, dass sich da einiges ändern würde.“
Er habe durchaus auch Zuspruch bekommen. Zum Beispiel dafür, dass er diesen Anhänger trägt, um an die Geiseln zu erinnern. Doch es fehle an der breiten Unterstützung aus der Mitte der Gesellschaft.
Hendrik, Student aus Frankfurt
„Ich habe seit meiner Kindheit gelernt: ‚Nie wieder‘. Und ich fühle mich verraten von unserer Gesellschaft. Es hieß ’nie wieder‘ und dann gab es doch ein ‚wieder‘. Das ist etwas, was mich tief getroffen hat. Es gab keinen großen Aufschrei. Oder es gab einen großen Aufschrei, aber wie gesagt, nicht genug, als dass ich hier wieder sicher leben könnte.“
Unsicherheit – ein Gefühl, das viele Juden in Deutschland kennen. Das wurde auch bei der Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Frankfurt am Wochenende auf dem Opernplatz deutlich.
„Wir erleben seit dem 07. Oktober eine Explosion an Hass, an Antisemitismus, an Ausgrenzung, an Rechtfertigungsdruck, an Empathielosigkeit!“
Auch Hendrik ist auf den Opernplatz gekommen. Zum gemeinsamen Erinnern. An die Geiseln, die immer noch verschleppt sind und an die Menschen, die am 7. Oktober ermordet wurden. So wie Sivan Elkabetz und Naor Hasidim.
„Auch an diesem Samstag waren sie zusammen in ihrer kleinen Wohnung im Viertel ‚Young Generation‘ in Kfar Aza. Dutzende Terroristen, die das Viertel überfielen, erreichten ihre Wohnung, drangen unter massivem Beschuss ein und ermordeten Sivan und Naor.“
Es ist eine bewegende Gedenkveranstaltung, die mit einem Erinnerungsmarsch zur Westend-Synagoge weitergeht. Die Synagoge hat die Reichspogromnacht 1938 sowie die folgenden Jahre der NS-Herrschaft – wenn auch stark beschädigt – überstanden.
80 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges sind es die Überlebenden des Holocausts an denen sich Hendrik orientieren will.
Hendrik, Student aus Frankfurt
„Vor allem von den sogenannten pro-palästinensischen Demonstrationen habe ich gesehen, wie Menschen im Hass versinken. Und bin froh, dass ich einen anderen Weg gehe. Ich habe für mich gemerkt, dass was ich machen will ist, das was ich auch von Holocaust-Überleben gelernt habe: Sich rächen, indem sie ein gutes Leben führen. Ich möchte ein gutes, ein glückliches Leben führen und ich möchte Licht in das Leben anderer Menschen bringen.“
Aber Hendrik beschäftigt auch immer wieder eine Frage: Würden meine Mitbürger mich schützen, wenn ich attackiert werde? Diese Frage kann er für sich hier in Deutschland nicht mehr mit einem klaren „Ja“ beantworten. Deshalb steht für Hendrik fest: Er weiß zwar noch nicht genau wann, aber er wird Deutschland verlassen und nach Israel auswandern.