Immer mehr Vandalismus in Kirchen
Für viele sind Kirchen auch außerhalb der Gottesdienste ein Ort, um zur Ruhe zu kommen. Den eigenen Gedanken nachzugehen. Zu beten. Dafür müssen Kirchen aber offen und für jeden zugänglich sein. Doch genau das wird immer mehr ausgenutzt: Der Vandalismus an Gotteshäusern nimmt stark zu, beklagt die Deutsche Bischofskonferenz. Auch hier in der Region, wie zwei Beispiele aus Rheinland-Pfalz eindrucksvoll zeigen.
Eineinhalb Jahre ist es her, dass der Beichtstuhl in der katholischen Heilig-Kreuz-Kirche in Carlsberg lichterloh brennt. Einen technischen Defekt kann die Polizei schnell ausschließen. Das Feuer wird durch eine Kerze ausgelöst – Brandstiftung.
Wolfgang Breitwieser, Verwaltungsrat Pfarrei Hl. Lukas
„Im Moment ist es ein Schock. Man kann es gar nicht fassen. Was ist hier passiert? Und vor allen Dingen, was auch nicht sofort zu erkennen war, war die immense Schadenshöhe. Was ist alles passiert? Von der Sakristei muss alles gereinigt werden. Die Gewänder müssen gereinigt werden. Manche Sachen müssen weggeschmissen werden, weil sie einfach nicht zu renovieren sind oder wieder herzustellen sind.“
Denn durch den Rauch und das Löschwasser wird das komplette Inventar zerstört. Der Schaden wird auf über eine Millionen Euro geschätzt – derzeit. Denn man weiß noch nicht, wie stark die teure Orgel beschädigt wurde. Dass die Heilig-Kreuz-Kirche wieder aufgebaut werden soll, steht schnell fest, immerhin steht sie unter Denkmalschutz.
Wolfgang Breitwieser, Verwaltungsrat Pfarrei Hl. Lukas
„Hoffnung ist der Zusammenhalt innerhalb der Gemeinde. Was hat das bewirkt? So ein Zusammenrücken. Und Hoffnung vielleicht auch, dass nicht nur die Farbe in der Kirche erneuert wird, sondern die Kirche auch dadurch erneuert wird. Also wir haben das neue Farbkonzept gesehen. Das wird alles offen, das wird alles hell. Und vielleicht hilft das der Katholischen Kirche auch ein bisschen offen und hell zu werden.“
So entschlossen zeigt sich auch Michael Keller in Trier. Hier im Dom wird vor wenigen Wochen der Kopf einer Statue entwendet. Ein Apostel, der die Bergpredigt verfolgt. Die Kanzel ist etwa 450 Jahre alt, ihr Wert nicht zu beziffern.
Michael Keller, Kustos des Domschatzes Trier
„Es handelt sich um ein Kulturgut, das auch einzigartig ist. In dieser Zeit wurden immer Einzelstücke angefertigt. Und so eine große Kanzel mit allem Drum und Dran, das ist ja wirklich ein ganz tolles Bildprogramm. Und da gehört der eben mit rein. Aber wirklich eine Bezifferung kann man da nicht ansetzen.“
Sowohl in Carlsberg als auch in Trier kann kein Täter ermittelt werden. Die Aufklärungsquote bei Kirchenvandalismus liege derzeit bei unter einem Prozent, sagt Mathhias Kopp von der Deutschen Bischofskonferenz. Zudem zeigen viele Pfarreien kleine Delikte wie Schmierereien nicht an.
Matthias Kopp, Pressesprecher Deutsche Bischofskonferenz
„Nicht jeder meldet das, weil vielleicht der Zigarettenstummel im Weihwasserbecken vom Küster selbst entfernt wird. Wird nicht als ein so starkes Delikt wahrgenommen. Problem bleibt die Dunkelziffer. Aber eben der deutlich signifikante Anstieg aus den vergangenen acht, neun Jahren. Was früher vielleicht 50, 60 waren, ist jetzt im über tausender Bereich gelandet.“
Also mehrere tausend Fälle pro Jahr deutschlandweit. In Carlsberg wollen sie sich davon nicht entmutigen lassen.
Wolfgang Breitwieser, Verwaltungsrat Pfarrei Hl. Lukas
„Kirche muss ein Ort sein, der muss offen sein. Der muss da sein für die Menschen. Dafür ist Kirche da und da können wir die Kirche nicht zu schließen. Das steht in absolutem Gegensatz zueinander. Also bleiben die Kirchen auch offen. Und einen hundertprozentigen Schutz wird es nie geben.“


