Nigerianische Bobfahrerinnen trainieren in Rheinland-Pfalz

Es könnte sich etwas Historisches anbahnen: Diese zwei Frauen aus Nigeria könnten das erste afrikanische Bob-Team in der Geschichte der Olympischen Winterspiele werden. Unterstützung für dieses Vorhaben bekommen sie von einer waschechten Bob-Legende in Hachenburg. Trainiert wird jetzt im Sommer nicht im frostigen Eiskanal, sondern in der eisfreien Anschubanlage im rheinland-pfälzischen Westerwald.

„3,2,1 – Set Go!“
Simidele Adeagbo und Kewe King  aus Nigeria trainieren für ihr großes Ziel: die Bob-Wettbewerbe bei den  olympischen Winterspielen 2026. Das gab’s noch nie. Nigeria – alles andere als ein Land der  Wintersportler.
Simidele Adeagbo, Bob-Pilotin
„Die erste Frage, die mir oft gestellt wird, ist: Was ist Bobfahren? Es ist eine Sportart, mit der viele Nigerianer noch nicht vertraut sind. Sie wissen nicht wirklich viel darüber. Und wenn die Leute es dann tatsächlich sehen, denken sie, dass es so beängstigend und verrückt aussieht.“
Kewe King, Bob-Anschieberin
„Sie sind stolz. Stolz darauf, dass wir Nigeria und den afrikanischen Kontinent vertreten. Denn gerade im Wintersport ist dieser Kontinent nicht vertreten.“
Der Sport wird in Nigeria nicht gefördert. Bob, Reisen, Trainer – Kosten im sechsstelligen Bereich, die die beiden selbst tragen müssen.
Deswegen trainieren sie, hier im Westerwald, angeleitet von einer  Bob-Legende. Sandra Kiriasis – Olympiasiegerin und siebenfache Weltmeisterin. Mit ihrem Projekt „Golden Underdogs“ unterstützt sie Sportler aus exotischen  Wintersportnationen und  kämpft  für Chancengleichheit im Eiskanal.
Sandra Kiriasis, Bob-Olympiasiegerin 2006
„Mit dem richtigen Set-up und auch Mindset und den richtigen Partnern an der Seite kann auch so ein kleines Land, wo keiner dran glaubt, die keine Historie haben in dem Sport, können die etwas schaffen, woran sie vielleicht selbst bisher nicht geglaubt haben.“
Während Pilotin Simidele  bereits 2022 als erste Afrikanerin ein internationales Bob-Rennen gewann, steht Anschieberin  Kewe noch am Anfang ihrer Laufbahn.
Kewe King, Bob-Anschieberin
„Wir sind noch nicht einmal auf unserem besten Niveau. Wir haben noch mehr zu geben, und deshalb ist es ein aufregendes Gefühl zu wissen, dass noch mehr kommt. Los geht’s!“
Das Training zahlt sich aus. Nach 3 Wochen auf der Anschubanlage in Hachenburg schlagen die Sportlerinnen an ihrem letzten Tag in ihre bisherige Bestzeit.
Sandra Kiriasis, Bob-Olympiasiegerin 2006
„Das hat man ja eben gesehen. Ich habe extra nicht mal gesagt, wie schnell sie sind. Ich habe nur gedacht: Geil, wenn die jetzt gleich ihre Zeit sehen auf dem Display, drehen die durch. Und wenn sie dieses Gefühl von heute, diese Freude, auf die Uhr gucken, die Zeit sehen und dieses Ausrasten fühlen – dann ist alles möglich.“
Jetzt stehen die Qualifikationsrennen an. Schaffen sie es unter die Top 20 der Weltrangliste, wären sie das erste afrikanische Bobteam in der Geschichte der Olympischen Winterspiele.