Die Postsiedlung in Darmstadt, Teil 3
Eine Welt ohne Ehrenamt? Kaum vorstellbar. Schon gar nicht für die Menschen in der Post-Siedlung in Darmstadt. Denn sie haben vor zehn Jahren einen Verein gegründet, der auf Gemeinschaft und ehrenamtliches Engagement baut. In den vergangenen beiden Tagen haben wir Ihnen schon einige Projekte vorgestellt. Heute schauen wir uns an, wie Inklusion ganz einfach gelingen kann – und sich ein Verein auch ohne regelmäßige Einnahmen finanziell über Wasser hält.
Feinsäuberlich reiht Jonas Schiek einen Blumentopf an den anderen. Gemeinsam mit seinen Kollegen bereitet er gerade den quartiereigenen Umsonstladen für den nächsten Ansturm vor. Seit zwei Wochen macht der junge Mann mit Beeinträchtigung hier ein Praktikum.
Jonas Schiek, Mitarbeiter im Umsonstladen
„Meine Aufgaben hier im Umsonstladen sind derzeit Aushelfen, Einsortieren, Schauen, was noch zu machen ist und Lernen.“
Durch das Praktikum will er sich beruflich orientieren und seiner Nachbarschaft, die ihn vor wenigen Wochen so gut aufgenommen habe, etwas zurückgeben.
Jonas Schiek, Mitarbeiter im Umsonstladen
„Es sind Second-Hand-Sachen, das heißt, die wurden jetzt zwar schon mal benutzt, aber man kann sie wiederverwerten. Und das ist natürlich auch gut für die Umwelt. Und das ist etwas, das mich freut.“
Jonas arbeitet hier im Team mit anderen Ehrenamtlichen. Dreimal pro Woche öffnet der Umsonstladen seine Türen für jeden, der Spaß am Stöbern hat oder etwas Gebrauchtes vorbeibringen möchte. Seit drei Jahren steht Susanne Schmid mindestens einmal pro Woche hinter der Theke.
Susanne Schmid, Ehrenamtliche im Umsonstladen
„Es macht Spaß, jemanden zu sehen, der sich drüber freut. Weil es gibt ja wirklich viele Menschen, denen es echt schlecht geht, die das alles nicht haben. Und wenn man denen eine Freude machen kann, da habe ich auch echt manchmal Pipi in den Augen. Auch wenn Kinder kommen und sich freuen… das ist so selten irgendwie geworden.“
Schon längst ist der Umsonstladen kein Ort mehr, an dem nur Dinge geholt oder gebracht werden – er ist eine Begegnungsstätte, an der man sich über Dieses und Jenes austauscht. Von solchen Orten gibt es so einige in der Postsiedlung und – entgegen dem allgemeinen Trend – werden es immer mehr. Hier entsteht die neue Quartierskneipe. Harald Bier engagiert sich im Bauarbeitskreis und ist gerade dabei, die Jukebox mit Musik zu bestücken.
Harald Bier, Ehrenamtlicher im Bauarbeitskreis
„Wir treffen uns immer montags abends, 19 Uhr und dann machen wir immer so ein-eineinhalb Stunden irgendwelche Tätigkeiten, die anliegen – mal hier in der Kneipe, mal in der Liebelei, was gerade so anfällt – und danach essen wir meistens noch eine Kleinigkeit.“
Auch wenn Kneipe, Umsonstladen und Co. ausschließlich durch Ehrenamtliche betrieben werden – Miet- und Energiekosten fallen trotzdem an. Bezahlt wird das Ganze unter anderem durch Spenden von Stiftungen und Privatleuten. Manchmal kommen die auch in Form von höherwertigen Gegenständen, erzählt Quartierarbeiter Bastian Ripper.
Bastian Ripper, Quartierarbeiter Postsiedlung
„Und dann haben wir gesagt, okay, dann schaffen wir doch einen Ort, wo man diese tollen Geschenke, die der Verein bekommt, wieder erwerben kann. Und 100 Prozent der Einnahmen von diesem Geschäft werden dann in die Vereinsfinanzen eingeführt.“


