Kita-Erzieherinnen aus Kolumbien

Seit mehr als zehn Jahren haben Eltern in Deutschland für ihr Kind ein gesetzlich festgeschriebenes Recht auf einen Platz in der Kindertagesstätte – soweit die Theorie. Doch in der Praxis sieht das allzu oft anders aus, denn viele Kitas sind chronisch unterbesetzt. So auch die Kindertagesstätte Hainweg in Wiesbaden Nordenstadt. Ein Teil der Lösung: Im fast 10.000 Kilometer entfernten Kolumbien ist man auf die Suche nach Personal gegangen.

110 Kinder werden in der vom Deutschen Roten Kreuz betriebenen Kita Hainweg jeden Tag betreut. Das sind 30 Kinder mehr, als noch vor kurzem und das ist ihr Verdienst: Monica und Angela. Sie sind erst im Dezember letzten Jahres aus ihrem Heimatland Kolumbien nach Deutschland gekommen und konnten in der Kita sofort loslegen, in der vorher händeringend Personal gesucht wurde.
Manfred Stein, DRK Kreisgeschäftsführer Wiesbaden
„Da wir alle versuchen aus dem gleichen Teich versuchen Fachkräfte zu fischen und dadurch das Thema nicht besser wird, gibt es aus meiner Sicht nur die Lösung Fachkräfte aus dem Ausland zu gewinnen und hier zum Einsatz zu bringen.“
Eine Agentur für Personalvermittlung hat die Kandidatinnen in Kolumbien angeworben und mit einem Intensiv-Sprachkurs auf Deutschland vorbereitet. In ihrer Heimat waren beide im Rahmen eines Studiums zwar bestens für den Beruf ausgebildet, konnten aber kaum eine auskömmliche Arbeit finden. Von ihrem Abenteuer erhoffen Sie sich aber nicht nur eine gute Bezahlung, sondern auch Einblicke in eine neue Kultur.
Angela Lisbeth Cortes Montero, Erzieherin aus Kolumbien
„Das Bildungssystem in Kolumbien ist ganz passiv mit den Kindern. Hier sind die Kinder total aktiv. Sie haben viele Freiheiten, sie können viele Sachen machen, die jedes Kind machen will. Ich finde das total interessant, weil es hier nicht heißt: Die Kinder müssen das machen. Nein, die Kinder dürfen machen, was sie wollen.“
Die Fachkräfte werden dringend gebraucht, doch sie nach Deutschland zu bekommen ist nicht einfach. Mit insgesamt vier verschiedenen Behörden muss Personalvermittler Tilman Frank sich auseinandersetzen und beginnt damit sicherheitshalber bereits Monate bevor die Flüge gebucht werden.
Tilman Frank, Personalvermittler
„Jeder einzelne Mitarbeitende in all den vier Behörden muss zeitgerecht den Antrag bearbeiten, damit dass in der Sequenz dann wirklich funktioniert.“
Nach ihrer Ankunft im Dezember mussten sich die jungen Frauen aus Kolumbien erst einmal mit dem deutschen Wetter anfreunden. Die größte Herausforderung war aber die Sprache.
Monica Daza Laiton, Erzieherin aus Kolumbien
„Deutsch ist eine sehr, sehr schwere Sprache. Jetzt kann ich kein perfektes Deutsch. Ich kann gutes Deutsch, aber ich kann schon besser sprechen und ich kann auch besser verstehen und das ist auch wichtig. Ohne deine Sprache kannst du nicht sein wie du bist. Zum Beispiel meine Persönlichkeit. Am Anfang habe ich gedacht, ich hätte sie verloren und das war nicht schön. Aber jetzt ist alles besser. Jetzt ist alles viel besser.“
Nach einem halben Jahr haben Monica und Angela sich in Wiesbaden eingelebt und sind bei den Kindern und Kolleginnen sehr beliebt –ein voller Erfolg für die Kita. Die zwei nächsten Erzieherinnen aus Kolumbien sind bereits vergangene Woche angekommen. Ob und wann Monica und Angela nach Kolumbien zurückkehren, wissen beide noch nicht. Erst einmal wollen sie arbeiten, reisen und neue Kulturen kennen lernen.